Lehre
Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten / Fertigkeiten
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Vorerfahrungen
Da ich kein Lehramtsstudium absolvierte, liegt der Eindruck
nahe,
dass ich vor dem Referendariat nur wenige
qualifizierte Vorkenntnisse hatte.
Daher beginne ich mit dem,
was mich vor dem Quereinstieg
mit vollem Referendariat
in diesem Gebiet gefordert hat.
Eine Gymnasialzeit, bei der ich
ca. 10 gute Lehrer✵
kennenlernen durfte, von denen ich profitiert konnte.
Ein Erstaunen, dass Personen neben mir (Mitschüler
in Klassen 9‑12)
immer besser wurden (bis zu sehr guten
Leistungen),
bei größerer Distanz aber wieder langsam
schlechter wurden.
Eine mehrmonatige Betreuung eines Jungen im Streckgips
wärend meiner Zivildienstzeit, mit dem ich Schulaufgaben
machte und danach am Computer spielte.
Die Begleitung einer Lehrerfortbildung im Bereich Astronomie
wie auch des Beobachtungspraktikums in meiner Anfangszeit
der Astronomischen Institute.
Die vielen wissenschaftlichen Vorträge,
die kleinen Technik‑Talks in der Kaffeerunde,
die langen Diskussionen mit vielen internationalen Kollegen,
die ich 🎓als Grundlagenforscher
halten bzw. führen durfte.
Einen Diplomanden, den ich alleine parallel zum Ende
🎓meiner Doktorarbeit
betreut hatte.
Meine Erfahrungen im 🥋Traditionellen Taekwon‑Do:
die Begeisterung von Kindern,
wenn sie mir als Anfänger etwas beibrachten;
die strahlenden Augen, wenn sie ggf. mit meiner Hilfe
etwas für sie sehr Schwieriges endlich geschafft haben;
die Tatsache, dass eine Prüfung für jeden
eine echte Leistung war;
und die gegenseitige Unterstützung, damit jeder
maximalen Lernfortschritt erzielen kann.
Kein Wettkampf, sondern ein hartes Arbeiten
an der eigenen Person –
das Merkmal einer wahren Kampfkunst.
Die Unterweisungen im Bereich Unix/Datenschutz etc.,
die ich in unterschiedlichen Firmen
in der IT‑Branche gab,
und die Kollegen in dieser Zeit, die mir zeigten,
dass Gruppenarbeit als Teamarbeit tatsächlich
sinnvoll sein kann
(solange TEAM nicht für
Toll, Ein Anderer Macht's
steht und alle füreinander einstehen).
Die 🛀Entspannungstrainer‑Ausbildung
und die vielen Personen, denen ich AT und andere Dinge
sowohl in der IT‑Branche als auch später
an Schulen weitergab.
Den Übungsleiter C beim Landessportbund,
der mir aufzeigte, was bei Jugendlichen generell
zu berücksichtigen ist,
wie unterschiedlich Menschen sind und für mich
die erste Lektion,
dass ich bei ungerechtfertigten Angriffen auf andere
sofort Stellung beziehen muss – auch wenn es
zum persönlichen Nachteil gereicht.
Sowie später abgerundet durch den Übungsleiter B,
bei dem wieder viele Aspekt deutlich schärfer und
unvoreingenommener durchdacht
und angeboten wurden als man es in der Lehrerausbildung
erleben kann.
✵ )
Damit war ich Spitzenreiter unter den
ca. 150 Referendaren,
mit denen ich mich austauschen konnte.
Manche hatten nicht eine solche Person kennengelernt,
was diese gerade zu dem Lehrer-Beruf motivierte.
Peinlich an meiner Erfahrung nur,
dass kein Physiklehrer unter den guten Lehrern war.
Die besten waren vorrangig Lateinlehrer
{aus der Mittelstufe},
ein Chemie‑ und ein Mathematiklehrer
{aus der Oberstufe},
die nachhaltig bei mir einen sehr positiven Eindruck
hinterließen und deren Verhalten und Vorgehen auch heute
für mich vorbildhaft ist.
Referendariat
Schnelleinstieg in Praxis, Übersicht der Theorie,
Stresstest, Auslese nach Gefahrenpotential des Ausfalls.
So würde und müsste meine Kurzfassung
lauten ... aber nun ausführlicher:
Das Referendariat bietet Praxis – man steht
vor Schülern,
kann verschiedene Lehrverfahren, Methoden, Sozialformen
und ggf. auch Rollen,
wie man mit Schülern umgehen will, ausprobieren.
Man wird mit Literatur konfrontiert, wenn man
interessiert ist wird man schnell
alle wesentlichen und sinnvollen Bausteine
der Pädagogik übersichtlich zusammengestellt haben,
wird vieles mit Referendarkollegen durchdiskutiert haben
und bekommt unterschiedlichste Herangehensweisen und
Begründungen von Ausbildern
im Seminar und der Ausbildungsschule mit.
Aber das Seminar ist auch eine Zeit der Qual,
der fehlenden Menschenachtung,
der Lüge und der Ausgrenzung.
Viele Referendare haben schnell Mobbing erfahren.
Verantwortliche wollen davon dann nichts hören.
Alle Referendar-Kollegen, die ich darauf ansprach,
waren im Einzelkämpfermodus.
Natürlich würde kein Anfänger freiwillig
den Teammodus meiden,
aber man erhält keinerlei Unterstützung✯.
An den Ausbildungsschulen geben Schulleiter zumeist
die Parole aus,
Referendare sind zur Entlastung da
und ich sagte damals der Leiterin des Seminars,
dass das Ganze ein reiner 💔Stresstest sei,
um 🔥Burnout‑Gefährdete
schon vorab auszusortieren✩.
Es ist sehr schade – das Referendariat könnte
eine Zeit der Freude sein, zumindest für alle
Lehramtsanwärter, die ernsthaft,
mit Fleiß und Hingabe, den Beruf als Berufung
begreifen wollen.
Genau dies wollen aber die Etablierten nicht.
Einerseits, um nicht schlecht dazustehen,
andererseits, um möglichst wenig zu arbeiten,
und schließlich wird niemand einen Bonus
für eine gute Lehrleistung bekommen
(außer durch den wirklichen Respekt und
die Dankbarkeit der unterrichteten Schüler;
und was sollte wertvoller sein?),
wie auch immer man gut definiert
(Andreas Helmke und Hilbert Meyer liefern zur Frage
nach gutem Unterricht mehr
als Denkanstöße ‑
aber viele Schulleiter kannten nur eine
der beiden Hauptpersonen,
wenn überhaupt; vgl. Literatur
weiter unten).
Ich bin dankbar ‑ für meine Schüler,
von denen ich lernte,
was mir noch fehlte ‑ und von denen ich
immer noch lerne, was in anderen Situationen am besten
zu verändern ist.
Schon im Referendariat leistete ich zwischenzeitlich
mehr Stunden als das volle Deputat.
Ich brauchte Feedback, und die meisten
Ausbildungs‑Lehrer haben mir dies versagt.
Selbst für Ausbilder vom Seminar
(Fach‑, Pädagogik‑Leiter)
war es ein Problem, einmal ein längeres
Gespräch zu führen – geschweige denn
einmal offen über Lehrpläne und den Zeitgeist
der heutigen Bildungslandschaft zu diskutieren.
Ich habe mit jedem meiner erstklassigen Professoren
der Physik, Mathematik, Strahlenbiologie oder Astronomie
viel mehr Stunden diskutiert und offen gesprochen als
mit den Ausbildern.
Im Vergleich würde ich von Nullnummer sprechen,
da dies schließlich eine Ausbildung sein sollte.
Ich bedaure das ... aber ändern kann man dies
wohl kaum;
nicht solange sich politisch nichts ändert –
somit ist der negative Einfluss der Politik
zwangsläufig der letzte Punkt der Probleme,
um die es in der heutigen Bildungslandschaft
leider gehen muss.
Zu einer Zeit, in der man Ausreden findet,
dass viele Gymnasiasten nicht einmal die Bruchrechnung
beherrschen, die früher ein mittelmäßiger
Hauptschüler beherrschte.
Einer Zeit, in der das Abschneiden bei fragwürdigen Vergleichstests⚠️
wichtiger ist als der Prozentsatz erfolgreicher Studenten
oder die Begehrtheit der erfolgreichen Absolventen
auf dem Ausbildungs‑ und Arbeitsmarkt.
Als 🎓Grundlagenforscher fühle
ich mich der Wahrheit verpflichtet,
dies brachte mich
aus der Grundlagenforschung und hält mich
nun im Lehramt,
so absurd dies auch klingen mag.
Denn es geht um Menschen,
die es Wert sind,
dass man für sie auch Opfer bringt.
✯ )
Ich habe einige Personen im Lehramt gebeten,
diese Seite durchzulesen, und es gab
nur bei diesem Punkt von einem Kollegen
die Rückmeldung,
dass er das Referendariat (ein anderes Bundesland
als das der anderen Befragten)
als deutlich angenehmer und
auf allen Ebenen kooperativer empfand.
Generell sollten meine Aussagen nicht als
absolutes Maß gesehen werden,
dennoch bin ich sicher,
hier symptomatisch wesentliche Probleme der Bildungspolitik
in Deutschland anzusprechen.
Diese Fußnote gilt nur der Vollständigkeit und
es ist schon interessant, wenn ansonsten
als Rückmeldung eine Wortwahl wie
kann Deine Ausführungen
in weiten Teilen unterstreichen
gewählt wird oder der Spruch:
Das Referendariat dient dazu,
halbfertige Lehrer fertig zu machen. ergänzt wird.
Somit sehe ich die eine Rückmeldung
in diesem speziellen Punkt
als positive Ausnahme und leider gegenwärtig
nicht als Regel an.
Es sollte –- ja müsste –
generell anders laufen als beschrieben.
✩)
Zuvor hielt ich auf ihren Wunsch einen Vortrag
über 🎈Entspannungstechniken
in meinem Referendar‑Jahrgang und gab
ein übersichtliches Handout heraus
[vgl. 📋PDF‑Downloads: AT,
entsprechend dem 2. PDF],
nachdem allen Ernstes Zeitmanagement als Mittel
gegen Burnout empfohlen wurde.
Da wäre schon die Empfehlung, tief durchzuatmen,
sinnvoller, da alle Referendare erfolgreich ein Studium
absolvierten.
Ich gehe davon aus, dass alle Schüler
mit Abiturschnitt besser als 3,0
Zeitmanagement ausbaufähig beherrschen ...
⚠️)
Diese Vergleichstests werden beim letzten Punkt
der Probleme, sozusagen dem Α und Ω
(d.h. dem Anfang und Ende) der Probleme,
der politischen Einflussnahme (dort
vorletzte Fußnote), beleuchtet.
Einige Vertreter dieser Tests sind z.B.:
PISA,
Vera
(IQB-Info),
IGLU/PIRLS und
TIMSS.
Einstellung zum Lehramt
Als Schüler wie als Kollege konnte ich
viele unterschiedliche Herangehensweisen bzw. Basismotivationen
beobachten (zu 🌠meiner persönlichen Motivation
ist eine eigene Seite zu finden –
zudem auch ein Abschnitt auf den jeweiligen Seiten
zu meiner Beziehung bzw. Erfahrungen hierzu,
wie bei der 🎓Grundlagenforschung,
🐧GNU/Linux,
📜TEX/LATEX,
💾Programmieren,
🕹️Spiele,
💺Autogenem Training oder
🥋Traditionellem Taekwon‑Do).
Auch wenn Schubladendenken normal
nicht meine Sache ist,
aber bei der folgenden Lehrer‑Kategorisierung ✨
werden viele sofort ein Bild einer Lehrperson
vor Augen haben:
So ergriff man den Lehrerberuf☸
um ...
... eine ruhige Kugel zu schieben
(Stichwort: morgens hat man Recht,
nachmittags frei),
... für die Butter auf's Brot
(d.h. aus Alternativlosigkeit;
zu wenige Stellen beim Traumberuf,
zu hohe Voraussetzungen),
... um Karriere zu machen (man engagiert sich
außerhalb der Schule,
nur um voran zu kommen – ein Scheinleben,
ggf. bis zum Politiker;
Schüler werden in Kauf genommen),
... um Wissen weiterzugeben – insbesondere
an junge Heranwachsende
(ich studierte nicht auf Lehramt, hätte dies aber
als Hauptmotivation gesehen – die Lehrämtler,
die ich kennenlernte, führten dies nicht an;
es war meine anfängliche Motivation, auch wenn
mein eigentlicher Grund tiefer verankert war),
... um Heranwachsenden zu helfen (ebenfalls ein
guter Grund, allerdings von recht wenigen ...
man wird dann sofort mit Sozialarbeitern
verglichen –
oder was man mir schon häufiger sagte
🤗gleich einem Priester),
... um zu einem sinnvollen Leben beizutragen
(dies mag mit 20 Jahren
kaum ein Grund sein, ab einer gewissen Lebenserfahrung
sehr wohl,
wenn man sich nicht schon mit oben
angeführten Punkten verbunden hat).
Diese Kategorisierung hat natürlich
direkte Auswirkungen ‑
1) auf Schüler:
Die ersten drei Kategorien werden keinen spannenden,
begeisterten Unterricht machen können ‑
die Schüler verlieren das Interesse am jeweiligen Fach,
werden ggf. mit Geringschätzung behandelt und bekommen
ggf. ein Du bist eben
in ... nicht gut zu hören.
Das später wieder auszugleichen, was hier
an Wunden geschlagen wurde,
fällt dann den unteren drei Kategorien zu und
ist unglaublich schwer.
Selbstvertrauen kann schneller ab‑ als wieder
aufgebaut werden.
Zumindest geht es.
Zudem werden durch das wenig interessierte Verhalten
auch die Gruppendynamik der Schüler nachhaltig
negativ beeinflusst.
Gegenseitiges Ablenken bis hin zu Mobbing,
das auch Unterschiede aufgreift und beliebig
ausgrenzend wirkt, kann Schule machen.
Da hilft auch kein noch so gut gemeintes Schild
oder Graffiti mit Schule ohne Rassismus,
Schule mit Courage.
Ein Miteinander kann nicht erzwungen werden und es braucht
genügend ernsthaft sozial Engagierte.
Eine soziale Gruppe erkennt man an der
gegenseitigen Unterstützung und Wertschätzung
(gemeint ist echte, nicht die aufgesetzte
über Seminare
in wertschätzender Kommunikation –
im Märchen fraß der böse Wolf
ja auch Kreide –
heute sind wir hier weiter
und bieten zur Unterstützung falschen Verhaltens
Seminare in Tarntechniken)
und ob die Gruppe eine neue Person aktiv aufnimmt
oder die neue und sowieso
schon überforderte Person
sich selbst integrieren‑soll
und bei der Pseuso‑Gemeinschaft auch muss.
Und wie immer gibt es Vorbilder und Nachahmer ...
ein Verstärkungsfaktor,
den einzelne bei noch so großem Enthusiasmus
nichts entgegensetzen können.
2) auf Kollegen:
Was ist es nun ...
alles und wahrscheinlich noch viel mehr
wird man vorfinden.
Letzten Endes ist es etwas Persönliches.
In vielen Lehrerkollegien kann kaum etwas
mehr Ärger entfachen
als Engagement und wirkliche Begeisterung ...
Telefonnummern und E‑Mail-Adressen an Schüler
herauszugeben wird offiziell für gut geheißen,
da es dem Dreieck Lehrer –
Schüler – Eltern zugute kommt,
sorgt meist aber schon für das Ende
der Kollegialität.
Schließlich weckt man damit Begehrlichkeiten,
zeigt Mängel anderer indirekt
durch das eigene Engagement und ist
den ersten beiden –
meist sogar den ersten drei Gruppen –
mehr als nur ein Dorn im Auge.
Manche erinnert es aber auch an ihre eigenen
anfänglichen Ziele,
die all zu schnell aus Enttäuschung oder /
und auch Selbsterhaltung
mit den Zielen weiter oben in der Liste
getauscht wurden.
Ebenso ein schweres Vergehen,
wenn man Verbesserungsvorschläge macht.
Im günstigsten Fall wird unterstellt,
man mache es nur,
um selbst einen Vorteil zu haben.
Natürlich steht es einem nicht zu,
wenn man nicht wenigstens zwei ...
fünf ... zehn ... zwanzig ... Jahre
an der jeweiligen Schule verbracht hat.
Und man polarisiert,
weil die ggf. vorigen Fehlentscheidungen
zumindest indirekt angeprangert werden,
die ja von einzelnen hart erkämpft und
von der Mehrheit ehemals abgesegnet wurden.
Wer da einfach mit Fakten kommt ...
hat schon verloren
(gemäß der alten asiatischen Weisheit:
Wer die Wahrheit spricht,
braucht ein schnelles Pferd.).
Neben der generell schlechten Behandlung
sind diese beiden Themenkomplexe wohl wichtige Punkte,
warum so viele Lehrer und natürlich gerade
die Quer‑ und Seiteneinsteiger,
die ja einen oder gar mehrere vollwertige Berufe
bewiesenermaßen beherrschen und dadurch eigentlich
für eine lebensnahe Schule
unschätzbar wertvoll wären,
sich einer anderen Tätigkeit
zuwenden (müssen).
✨ )
Man bedenke, dass auch mehrere Punkte zutreffen können
und einige Punkte sich auch gegenseitig ausschließen.
Wem Schülerkontakt wichtig sind, der wird z.B.
nicht die Karriere hoch ansetzen.
Die Punkte sind eher nüchtern vorgebracht und
ernst gemeint –
als Denkanstoß.
Wer eher eine humorige Lehrereinteilung sucht,
die überzeichnend witzig ist, sei auf:
➾ Lehrer‑Deutsch,
Deutsch‑Lehrer, Hans Klaffl, 2012,
Langenscheidt, ISBN 978‑3‑468‑73856‑2,
128 S.
verwiesen.
Denn Lachen ist schließlich gesund.
☸)
Die gegebenen Punkte kann man auf alle Berufe
mehr oder weniger gut
anwenden ‑ somit können sich
alle Berufstätigen kritisch hinterfragen, wo sie sich
sehen – und was Vor‑ und
Nachteile je nach Punkt sind (so tragen
die letzten drei Motivationen bei fehlender Balance
ggf. zu 🔥Burnout bei).
Schüler können sich fragen,
wo sie ihre Lehrer einsortieren und was
zur Beliebtheit mehr beiträgt.
Und schlussendlich können sich Eltern fragen,
welchen Lehrer‑Umgang ihren Kindern am besten tut
und was sie sich für ihre Kinder
wünschen würden
(auch wenn im Bildungsumfeld der Spruch
gültig ist:
Schule ist kein Wünsch-Dir-Was,
Schule ist ein So-Isses –
der Lieblingsspruch
meines praktischen Mathematik-Fachleiters).
Jüngste Probleme der Bildungspolitik
In diesem Abschnitt geht es um grobe Fehlvorstellungen,
die sich einschlichen und heute als Dogmen
den Neueinsteigern im Referendariat wie auch allen Lehrern
auf Lehrgängen immer wieder eingetrichtert werden.
Es gleicht einer Gehirnwäsche❄
und soll vorrangig dazu dienen,
dass sich Schule ändert – egal ob dies
bedeutet,
dass auf Grund der schlechten Ausbildung nur wenige
trotzdem in Studium und Beruf
erfolgreich sein können.
Diese negative Strömung wirkte seit Mitte
der 80‑er Jahre sehr nachdrücklich
auf das Ausbildungsniveau und sorgte
für eine komplette
Schieflage ab den 90‑ern, die als Reaktion
auf den PISA‑Schock viel
diskutiert wurde.
Ich habe mich bemüht,
die Hauptkomponenten zu identifizieren
und gemäß meiner Erfahrung auch zu beleuchten.
Man sollte sich vor Augen führen,
dass es um das rechte Maß geht
und viele Punkte richtig angewendet einen positiven Effekt
haben können,
aktuell aber alles aus dem Ruder gelaufen ist.
❄)
Dieses Wort ist sehr stark, es wurde aber so
von einigen Referendaren empfunden und benutzt.
Ich merkte auch an mir, dass ich mich in Wellen
gegen diese Prägung
zur Wehr setzte (mit über 40 Jahren
sollte man mit oben kurz skizzierter Vorerfahrung
widerstandsfähiger sein)
und sich immer mehr in Diskussionen
die Wahrheit zeigte.
Weswegen dieses Wort auch als passend gewählt
bezeichnet werden muss
ist die Tatsache, dass z.B. Hattie,
d.h. die beiden bekannten Bücher
(siehe Literatur am Ende
der Seite),
vollkommen sinnentstellt präsentiert werden und so
von Lehrerverbänden Artikel herausgebracht werden,
in dem Hattie klar zu diesem Missbrauch
seiner Studie Stellung bezieht.
Ich empfehle allen Unschlüssigen, beide Bücher
einmal selbst durchzulesen und das sich daraus
ergebende Bild mit dem,
was auf staatlichen Veranstaltungen
von Hattie widergegeben wird,
zu vergleichen.
Kompetenzorientierung
Früher gab es Wissen, das an Hand
von Beispielen und Fachmethoden eingeübt wurde,
Stoffpläne, die klar strukturiert und aufeinander
aufgebaut sein sollten, Abstraktion war am Gymnasium
ab Klasse 7 Pflicht,
und am Ende stand die Eignung,
mit dem Abitur ein jedwedes Studium
aufnehmen zu können.
Warum nun nicht mehr Wissen sondern Kompetenzen
im Vordergrund stehen,
beleuchtet ein kurzer Exkurs.
Ich verstehe unter Wissen
klassisch das,
was heute als vernetztes,
belastbares Wissen bezeichnet wird und
halte den Pseudobegriff passives Wissen schlicht
für ein Oxymoron.
Hier wurde sehr stark für Verwirrung✁
gesorgt,
was schlussendlich zur weiten Einführung
der Kompetenzen
in den 1990‑er Jahren geführt hat.
Die Kompetenzen sind eigentlich ein granulares,
diagnostisches Raster der Pädagogik, das im Schulalltag
nur vollkommen verstümmelt Anwendung findet
(und auch nur finden kann),
so dass auch einige
der ursprünglichen Unterstützer bzw. Initiatoren
für eine Abschaffung waren/sind.
Ich schließe mich dem nachfolgend verlinkten
Kurzfilm nicht gänzlich an, aber unter dem Strich
sollte die heutige Situation –
wie auch deutlich gemacht das System
(nicht die Menschen) –
Wut erzeugen (vgl. 💔Stress
und 🎒Schülerstress),
wie im Kurzfilm
von Prof. Dr. Harald Lesch Unser Schulsystem ist Mist!
(21.09.2017; siehe auch gleichnamigen Blog-Beitrag) anschaulich und engagiert
ausgeführt.
Es wären hier noch zwei weitere
bedeutsame Fehlvorstellungen zu nennen:
Binnendifferenzierung bei beliebiger Spreizung
der Voraussetzungen und
der Schüler als Experte;
vorher sollte aber auf die Methodenvielfalt
eingegangen werden,
da diese mit den Kompetenzen unmittelbar
in Zusammenhang steht.
✁)
Meiner Kenntnis nach von Psychologen ‑
ich nehme gerne anderslautende Infos entgegen und
stelle dies dann hier klar –
im Falle der Moralerziehung,
siehe Dilemma‑Diskussion [nach Prof. Lind;
siehe auch Lehrerfortbildung-BW],
habe ich dies aus Quellen direkt ersehen können.
Man könnte hier zu Recht die Frage
der Kompetenz-Kompetenz
(Edmund Stoiber)
stellen.
Zumal die, die die Kompetenzen in Deutschland
einführten, nach kurzer Zeit zu Recht
für deren Abschaffung eintraten, weil diese
in der Praxis nie wie beabsichtigt –
geschweige denn sinnvoll – verwendet wurden.
Es bleibt ein netter theoretischer Ansatz,
zu dem der negativ gemeinte Begriff
Elfenbeinturm sehr gut passt.
Daher stelle ich auch bewusst bei Quellen
zu dieser Seite über die Lehre vorrangig
die heraus, die Logik und Klarheit bringen und
eine sinnvolle Richtung ausweisen können,
was heute mehr als nötig ist:
die evidenzbasierte Forschung um John Hattie
sowie die Hirnforschung, am anschaulichsten wohl
durch Manfred Spitzer vertreten.
Methodenvielfalt
Methoden sind notwendig, um den Paradigmenwechsel
von Wissen zu Kompetenzen
auch vollziehen zu können.
Schließlich darf es nicht mehr um Inhalt
gehen (ehemals Stoffpläne als Lehrplan),
sondern Kompetenzen sollen im Mittelpunkt stehen und
Methoden,
die man auf alles anwenden können soll.
Stattdessen sorgen Kompetenzen für ein Umgehen
mit den Dingen,
auch denen, die man nicht behandelt hat
(ein Ummünzen des bekannten
Mut zur Lücke).
Nun ist es aber problematisch, da dies
wieder von der Didaktik ausgeht;
Methoden werden in Fächern benötigt, um eben
Resultate zu erzielen,
daneben gibt es noch Methoden zum Vermitteln
von Kompetenzen.
Jeder G8‑Lehrplan verdeutlicht sofort,
was der Unterschied zum Stoffplan
bedeutet ‑ eine deutliche Verwirrung.
Viele Lehrbücher teilen die Fächer ein
in Didaktik (Lehrkunst: Warum mache ich was?) und
Methoden (Methodenreflexion: Wie mache ich was?).
Diese Methodenvielfalt stellt heute aber häufig mehr
eine Ablenkung als einen Sinn dar,
zumal die eigentlichen Methoden oder Vorgehensweisen
in Mathematik bzw. Physik recht klar und einfach
sind – und ein Gruppenpuzzle
gehört nicht dazu – ebensowenig wie das
Stationenlernen.
Ich sage nicht, diese Methoden sollen nicht
verwendet werden,
aber einen sinnvollen Einsatz✰
bei Schülern in Mathematik oder Physik konnte ich
noch nicht erleben.
Deren Einsatz aber schon öfter.
Interessant auch, wie Erwachsene darauf reagieren,
die einen Beruf beherrschen
(und unweigerlich die versteckte Kamera suchen).
Hier fehlt es der Pädagogik
(Theorie und Praxis von Bildung und Erziehung)
eindeutig an Bodenständigkeit bzw. wirklicher Praxis.
Nach der Methodenwahl kommt dann die Wahl
der Sozialform:
(Einzel‑, Partner‑, Gruppen‑) Arbeit,
(S‑S-, L‑S-, Murmel-) Gespräch,
(S-, L-) Vortrag.
Auf diese Weise lässt sich ein Unterricht gestalten,
in dem mehr als 5 Methoden verwendet werden können
und ggf. sogar Sozialformen mehrfach abwechseln.
Abwechslungsreich ist diese Form des Unterrichts,
am Ende weiß der Schüler aber ggf. nicht mehr,
was er sollte.
Manche planen gar umgekehrt ... und vergessen
das Primat der Didaktik und
erleben zumeist, dass die Schüler
keine Kompetenz erlernt haben.
Bei einem Zuviel an Methoden verwende ich gerne
den Spruch:
Nun bilden wir einen Stuhlkreis,
fassen uns an den Händen,
summen oooohhhmmmmm – und schweben
zur Decke –
und bin immer wieder überrascht, dass meistens erst bei
zur Decke böse Blicke kommen.
Ich bin auf Grund meiner Erfahrungen davon überzeugt,
dass die Psychologen hier zu viel Einfluss hatten ...
die Hirnforschung blieb auf der Strecke.
Hätte die Umgestaltung von Wissen
und Fähigkeiten zu Kompetenzen und Methoden
wirklich einen positiven Sinn,
müsste der heutige darauf basierende Unterricht
nachhaltiger sein –
was er nachweislich nicht ist.
✰)
Sinnvoll bedeutet an dieser Stelle im Zusammenhang
mit Methoden, dass es in kürzerer Zeit und/oder
von mehr Schülern und/oder
mit größerer Langzeitwirkung und damit vernetzter
gelernt wird als mit anderen Methoden.
Daneben kann es sehr wohl einen guten Grund geben,
wenn nämlich sich die jeweilige Lehrerpersönlichkeit
mit bestimmten Methoden wohl fühlt.
Der Effekt eines Lehrers ist immer dann am besten,
wenn er von seinem Vorgehen überzeugt ist und
Leidenschaft ausströmt!
[So hat die Klarheit
der Lehrperson eine Effektstärke
von d = 0,75 und
die Lehrer-Schüler-Beziehung
eine von d = 0,72
nach Hattie,
werden also als gut wirksam eingestuft,
wohingegen (Neue) Medien
eine lediglich recht geringe Wirkung
mit d = 0,22
entfalten kann.]
Unterm Strich muss sich die Lehrperson beim Vorgehen
wohlfühlen und darf nicht durch künstlich
aufgezwungene Methoden, Sozialformen oder gar Lehrverfahren
gegängelt werden bzw. sich so fühlen.
Binnendifferenzierung
Binnendifferenzierung, auch innere Differenzierung genannt,
bezeichnet in der Pädagogik eine individuelle Förderung
einzelner Lernender innerhalb der bestehenden Lerngruppe
durch schul- und unterrichtsorganisatorische, inhaltliche und
methodische Maßnahmen –
ein produktiver Umgang mit Heterogenität.
Das dem zugrunde liegende Bild ist wunderschön:
Es sei gesund, unterschiedlichste Befähigungen
in einem Raum zu mischen und man könne auch
die extremsten Unterschiede dank Binnendifferenzierung
für den Unterricht nutzen.
Ein Oberstufenleiter eines Gymnasiums meinte
zu diesem Punkt:
Binnendifferenzierung ist eine Lüge.
(diese Äußerung wurde auch wiederholt
vor Eltern gemacht).
Die Politik sucht ihr Heil in der Binnendifferenzierung
als Sparmodell:
integrierte Gesamtschulen möglichst mit Inklusion
[deutlich:
eine Spreizung von Förderbedarf bis Hochbegabung],
wozu dann gleich die folgende These
mit Experten‑Schülern passt,
denn eine effiziente Wissensweitergabe erfordert
den selben Stand –
der Methodenzauber
(besprochen im vorigen Abschnitt),
von einem Referendarkollegen
als Kindergeburtstagsunterricht bezeichnet,
braucht dies nicht.
Hierzu gesellen sich dann noch manipulative Lehrverfahren⛓️,
die z.B. mit kompletter Weg- und Zieltransparenz
zu Beginn und einer nur mittleren Lernbarriere lediglich durch
ein (meist implizites)
suggestives das hast Du ganz alleine
geschafft einen Lerneffekt erzielen.
In unterschiedlichen Lerntempi vorgehen zu können bedeutet,
sehr viel Effizienz einzubüßen und dadurch
extrem langsam vorzugehen (ohne dass es dabei
den Schülern zu Gute käme):
im besten Fall laufen i. Gesamtschulen den Gymnasien
fachlich um 2 Jahre hinterher
(machen z.B. den Abschlusstest Klasse 7
in Klasse 9,
wenn man eine solche objektive Bewertung überhaupt
zulässt).
Daher sorgen alle guten Lehrer am Anfang der Oberstufe
in ihrem Fach für eine gemeinsame Grundlage,
auf der alle entsprechende Lernfortschritte
machen können.
Binnendifferenzierung im Bereich von echten Gymnasien oder
im Bereich von Hauptschulen ist schwierig genug,
bei noch weiterem Feld ist es die Quadratur
des Kreises
(für Nichtmathematiker: eine unmögliche Aufgabe,
die zum Scheitern verurteilt ist).
Öffentlich möchte dies aber niemand klar sagen.
Ein ehemaliger Schulleiter eines Gymnasiums gab einmal
eine Fortbildung in Binnendifferenzierung
und warb dafür in buntesten Farben.
Mit harten Fakten aus dem Kollegium konfrontiert
meinte er, dass er aus seiner Erfahrung
von Binnendifferenzierung nichts hielte, es gehe hier
nur um mögliche Vorgehensweisen.
Eine Person der Schulleitung einer Gesamtschule,
die sich langjährig um Inklusion kümmerte,
die an dieser Schule mit als erstes in Deutschland
eingeführt wurde,
meinte in einer Konferenz auf Nachfrage:
Vor qualifizierten Abschlüssen
muss die Binnendifferenzierung aufgelöst werden.
Nur mit äußerer Differenzierung sind
Abschlüsse wie BBR (berufsbildende Reife =
Hauptschulabschluss),
MSA (mittlerer Schulabschluss =
Realschulabschluss)
oder gar Abitur möglich.
Im Prinzip sollte dies alles sagen –
mich erschrak aber der Nachsatz
(auf MSA und BBR bezogen,
d.h. die 10. Klasse):
Ich würde es begrüßen,
wenn die Industrie und andere Bereiche sich
mit den Lernentwicklungsberichten begnügten
und man so bis zum Schluss
die Binnendifferenzierung aufrecht erhalten könnte..
Es gibt einen Grund, dass die Abschlüsse
gefordert sind und sich die Universitäten und auch
das Handwerk über das jetzige Abitur beklagt:
das sinkende Niveau.
Einigen Schülern machen die Veränderungen
nichts aus,
aber mittlerweile kommt die Mehrheit nicht mit
den heutigen Anforderungen klar.
Studienabbrecherquoten von über 70% gibt es erst,
seit man das Bildungssystem in den 1990‑ern
auf Grund des PISA‑Schocks reformiert
(und darauf mit Bachelor & Master
viele Studiengänge zu Stresstests statt Wissens-
und Fähigkeitserwerb umfunktionierte) ...
in Tests wurde es besser, die Praxis zeichnet
aber ein anderes Bild –
und dies gilt ebenso für die neuen
Studienabschlüsse.
Vielfach hörte ich den Spruch
wir wollen alle
keine Hauptschulen mehr.
Ich hatte das Glück, zwei Hauptschulklassen
unterrichten zu dürfen
(Grüße an meine 10A und 10C
von 2015/16)
und fand dies klasse.
Ich habe nichts gegen Haupt- oder Realschüler noch
gegen Gymnasiasten,
aber die Mischung ist eine Katastrophe –
ich möchte nicht mehr an integrierten Gesamtschulen
oder Oberschulen unterrichten.
Kollaborative Gesamtschulen haben schon funktioniert
(allerdings waren die Einsparungen dort wohl
noch nicht hoch genug),
insbesondere wenn zumeist eine saubere Facheinteilung
nach der Leistung erfolgt bzw. eine Durchlässigkeit
nach Leistungsstand möglich ist.
Was das Verhalten angeht: ein Schulpsychologe
einer Gesamtschule sagte mir einmal im Gespräch,
dass bei Mischung sich alle
am kleinsten Nenner😈
orientieren (bzw. Orientierung nach unten).
Nirgens sieht man so extreme Bedingungen,
die nachhaltig den Unterricht auch von erfahrenen Kollegen
immer wieder phasenweise unmöglich machen,
wie bei iGS‑en und Oberschulen.
Als ich in dem Zusammenhang im Kollegium die Frage
nach der Schulreife bestimmter Schüler stellte,
kamen böse Blicke.
Ein halbes Jahr später warfen eben diese Personen
genau diese Frage auf.
😈)
Probleme durch Verwahrlosung sind vielfach
untersucht – und sind auch Kern von Don Bosco's Schilderung am Oratorium,
die sich als Zeiteffekt einstellte und mit Liebe
zu bekämpfen sei.
Jugendliche identifizieren sich mit der Peergroup
(gleichaltrige, typisch in derselben Klasse
bzw. im Jahrgang; ggf. weitere
vereinigende Merkmale),
bauen Distanz zu anderen Gruppierungen auf,
insbesondere zu Erwachsenen,
was bis zur Aufgabe individueller Berdürfnisse und
moralischer Ansprüche gehen kann.
Gesamtschulen zeigen diese Ausrichtung nach unten
(moralisch geringere Werte –
von Prinzipien gar nicht zu sprechen).
Meine Großmutter wusste schon zu warnen:
Ein fauler Apfel steckt
die andern an!
Manchmal erkennt man sogar mafiöse Strukturen,
in denen man niemals Erwachsene auch bei extremstem
Mobbing / Stalking / Erpressung um Hilfe
bitten würde, um die Peergroup nicht
zu verraten,
eher kommt es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen.
Ein Punkt, der in jedem Internat und
an vielen Ganztagsschulen wie auch allen Gesamtschulen
im Auge behalten werden muss.
Eine Impfung wäre die Generationenlösung,
d.h. Austausch bei Schwierigkeiten zwischen
drei Generationen, was häufig im Schulalltag
bewusst vermieden wird
(zu Gunsten der Homogenität des Kollegiums).
Und für Lehrer mit anspruchsvollen Fächern
(wie Mathematik oder Latein) ist es
notwendig, dass man schätzt und teilt,
was den Heranwachsenden wichtig ist –
Don Bosco gab den Rat, Seele der Freizeit
zu sein.
Ein schönes Bild und auch notwendiges Vorbild
für ein sinnvolles Schulleben,
wie man es heute kaum mehr antreffen kann.
Schüler als Experten &
Bulimielernen
Hierbei gilt als Credo, man müsse nur Schüler
in ihrer Lebenswelt abholen, machte sie darüber
zu Experten und sie könnten sich dann gegenseitig
die Welt erklären.
Der erste Teil ist sinnvoll und wird zumeist
auch vorgenommen,
der zweite Teil eher ungewöhnlich
und der dritte ...
wishful thinking.
Entsprechend des vorigen Punktes
meinte besagter Oberstufenleiter
eines Gymnasiums zu dieser wunderschönen Vorstellung:
Wenn ich Schüler
meines [Physik-] Leistungskurses
alleine lasse, erzählen sie sich
den letzten ...
(...: sinngemäß Unsinn; unter Kollegen
wiederholt gemachte Äußerung).
Wie beim vorigen Punkt angedeutet drängt sich
der Eindruck auf,
als Endziel stehe die Abschaffung des Lehrers
ersetzt durch einen Roboter
[🤖],
der stumpf Aufgaben rausgibt und je nach Erfolg
variiert.
Denn man braucht
schließlich keine Vorbilder mehr –
und auch Empathie ist bei einem Lernbegleiter
nicht mehr gefragt.
Die Praxis spricht da eine ganz andere Sprache
und manchmal ist man ob solcher Fantasien
schlicht sprachlos.
Zumal es sich bei solchen Vorstellungen
um gymnasiales Niveau handelt,
es ist nicht auf die Grundschule/Primarstufe☃️
beschränkt,
was man vielleicht annehmen könnte.
Der Punkt wird nachfolgend noch einmal aufgenommen.
Zudem neigen viele Schüler dazu,
sich möglichst wenig anstrengen zu wollen.
Einige beginnen z.B. die Nachhilfe gleich
mit dem Statement,
man wolle nur eine Vier und möchte
sich möglichst wenig mit dem Thema auseinandersetzen
(zu dieser Haltung passt der Ausspruch:
Wasch' mir den Pelz,
aber mach' mich nicht nass).
In solchen Fällen wird eine Änderung
der Einstellung / ein Fordern
benötigt,
was ggf. auch für das Selbstvertrauen
des Schülers wichtig ist.
Es gibt auch viele falsche Lernstrategien.
Das Übelste ist wohl
das bekannte Bulimielernen 🤒 ,
das entgegen der Meinung vieler schwacher Schüler
und Studenten kein Schlüssel zum Erfolg,
sondern zum Selbstbetrug ist.
Und Betrug ist es, da es die ungünstigen
Prüfungssituation ausnutzt: der selbe Bereich wird
nicht mehrfach über Wochen abgefragt,
so dass man tatsächlich seine Klassenarbeiten/Examen
bestehen kann, wenn man kurzfristig
(Spezialisten fangen erst am Vortag
der Prüfung an)
alle Informationen auswendig lernt oder paukt,
es dann bei der Prüfung im wahrsten Sinne
des Wortes erbricht –
also reine Reproduktion
(Anforderungsbereich Ⅰ),
denn Reorganisation (AFB Ⅱ) und
erst recht Transfer (AFB Ⅲ)
benötigt Vernetzung,
die auf diesem Wege nicht zu erlangen ist,
und man schon Tage danach dieselbe Prüfung
nicht mehr bestehen könnte.
Was viele nicht bedenken: bei jeder Überprüfung
ist derselbe Stress von Neuem fällig –
und wenn sehr vieles gleichzeitig abgefragt wird
(Abitur, Diplom-/Master-Prüfung),
wird das Resultat auch ganz anders sein.
Zudem stärkt es das Selbstvertrauen nicht,
denn es ist einem bewusst, dass der Stoff
nur im Kurzzeitgedächtnis abgelegt wurde,
und es kann auch kein Erfolg oder gar Stolz
auf diese Leistung aufkommen.
Nur Personen, die extrem unerfahren oder von geringer
Intelligenz sind, würden diese Strategien
(entsprechend auch abschreiben/fuschen) öfter bzw.auf Dauer verwenden.
Letzten Endes ist und bleibt dies
ein Erziehungsproblem, was häufig an Schulen
niemanden interessiert (man will ja
Abschlüsse vergeben können) und selbst
viele Eltern würden wohl geneigt sein,
für ihr Kind einen sehr guten Abschluss
zu erhalten, auch wenn das Kind dabei nichts gelernt
und keine Erfahrungen für das Leben
hinzugewonnen hat.
Dies mag auch zum Einbruch des Bildungsniveaus
geführt haben,
da man in Zeiten des überhäufigen Gebrauchs
des Wortes Nachhaltigkeit gleichzeitig
zu extremer Kurzsichtigkeit neigt
(vgl. letzter Inhalts-Abschnitt
zur Politik).
☃️)
Grundschulen unterscheiden sich komplett von Gymnasien,
man darf hier nicht bedenkenlos mischen.
Vieles, was heutzutage von Pädagogen
anvisiert wird –
inkl. der Interactive Whiteboards
mit allenfalls 👑FullHD‑Auflösung
(vgl. 💔Stress-Auslöser
im Zusammenhang mit der völlig verfehlten Richtung
der schulisch anvisierten Nutzung neuer Medien),
ist allenfalls für die Anfangsjahre
bis maximal Ende der Orientierungsstufe
(d.h. Ende der Klasse 6)
fachlich tauglich – kostet aber
über 3× mehr als eine professionellere
und Oberstufen-taugliche Lösung mit Computer,
hochauflösendem Beamer und Dokumentenkamera,
wie von Medienkompetenz-Centern empfohlen
aber von der Politik anders erzwungen.
Eine persönliche Empfehlung einer Klassenraum-Multimedia-Einrichtung
wäre z.B.:
- BenQ W1700 Heimkino DLP-Projektor
(4K UHD: 3840×2160 pix, HDR,
96% REC. 709, 2200 ANSI Lumen,
10.000:1 Kontrast,
HDMI 2.0|1.4a & HDCP 2.2|1.4)
[ Amazon BenQ W1700 DLP-Projektor-Link],
billigere Alternative:
- ELMO L12iD
(1/3" CMOS 1.920×1.080 pix,
12× optischer, 8× digitaler Zoom;
HDMI & VGA, auch direkt am Beamer ohne Computer,
sehr robust, erprobt)
[ Amazon ELMO-Link],
billigere Alternative:
- PC mit Linux
(und/oder Windows) –
kein Laptop, TFT-Bildschirm, Tastatur, Maus, keine Funk-Devices,
dafür SSD (schneller Start, leise,
geringere Abwärme),
Standard-Hardware (billiger, schneller Ersatz,
alltagstauglich) – kein Gamer-Setting,
mindestens DisplayPort 2.0
(1.4 solange nötig,
ggf. bis Ende 2020) und HDMI 2.1
(2.0 solange nötig,
ggf. bis 2019; das Minimum
für 4k – dies entspricht
erst einem OHP {Overhead-Projektor}
mit 300 dpi-Folie
{d.h. Laserdrucker ab 1990; vgl. 💾Bemerkung zu
meinem Programmierhintergrund bzw. 👑Tabelle zu
Papierbogen-Formaten}),
separate Boxen mit Verstärker.
Für kleine Gruppen wäre statt eines Beamers
🎷ein UHD-TV von 55"
(höhere Auflösung, deutlich besserer Kontrast
und Farben sowie weniger Tageslicht-scheu)
eine sinnvolle Variante, die ich auch
mit meinem Gerät erfolgreich
ausprobiert habe.
Es ist auch interessant, wie viele Grundschullehrer
hier vorrangig tätig sind,
als gäbe es keinen Unterschied –
obwohl das Studium an das Niveau des Abiturs
anknüpfen muss,
das Sek. II‑Lehrer beherrschen müssen
(oder zumindest sollten),
wohingegen Grundschullehrer
auf dem Kindergarten-Niveau beginnen.
Beides hat seine Herausforderungen, aber wie
beim nächsten Punkt dargelegt
steht offener Unterricht, der häufig auch für
das Gymnasium angepriesen wird, im klaren Widerspruch
zu Effizienz und hohem Niveau,
das für das Abitur erforderlich ist.
Auch die Erziehung muss Neugierde /
Freude am Lernen, Disziplin und Liebe beinhalten
und vermitteln, ein Laisser-Faire
passt nicht.
🤒 )
Ein weiterer Aspekt dieses Bulimielernens wird in
Kenne deinen Einfluss!
(S. 122; siehe Weiterführende
Literatur unten) erörtert,
dass nämlich Schüler mit sachfremder
oder extrinsischer Motivation
(von außen aufgeprägt
wie ein Prüfungstermin)
nur zu Oberflächenverständnis führt –
das Bulimielernen ist hierbei
einer der kurzfristigsten Strategien und hat
mit Wissenserwerb nichts zu tun –
wohingegen sachbezogene oder intrinsische Motivation
(von innen aus dem Schüler selbst:
Neugierde, Interesse, Forschungsdrang, Wunsch des Verlustes
von Schwachpunkten etc.)
zu einem Tiefenverständnis führt und man davon
langfristig profitieren kann.
Vorgegebenes Ranking der Lehrverfahren
Bis 1990 war das dominierende Lehrverfahren
das lehrerzentrierte oder auch
expositorische Lehrverfahren,
das darstellend, darbietend bzw. vortragend
in einen Sachverhalt einführt,
das Vorgehen mustergültig aufzeigt und
Zusammenhänge knüpft.
Die Linie des Dreiecks:
Lehrer – Schüler –
Inhalt ist Lehrer –
Inhalt – Schüler.
Nach Hattie ist es immer noch
das effektivste Lehrverfahren,
auch wenn nach Zahlen
das schülerzentrierte Lehrverfahren
höhere Werte erzielt –
durch den Charme des Neuen,
wie Hattie aufzeigt.
Die Bildungspolitik will davon nichts wissen,
hier wird Hattie bewusst falsch zitiert,
das expositorische Lehrverfahren
wird als Frontaluntericht
verunglimpft – von Schulvermeidern vielleicht auch
kein Wunder.
Als schülerzentriertes Lehrverfahren ist
in Mathematik und Physik
vor allem das Problemlösende Lehrverfahren
in aller Munde:
forschend, erkundend, entdeckenlassend, interpretierend.
Eigentlich rund um sinnvoll –
bis man genauer Bescheid weiß:
Komplette Ziel- und sogar Wegtransparenz ist zu Beginn
herzustellen,
es tritt zudem nur eine mittlere Lernbarriere auf
und der Effekt kommt durch ein
(implizites oder auch explizites)
das hast Du
ganz alleine geschafft zustande.
Der Lehrer sagt meist nichts, hat eine Folie etc.
mit dem Problem erstellt und gibt ansonsten
allenfalls stumme Impulse.
Das nennt man heute guten Unterricht,
da die Schüleraktivität
im Vordergrund✺
steht, nicht das Schüler-Verständnis.
Hier erfolgt die Linie als Schüler – Inhalt,
der Lehrer
spielt keine Rolle mehr (außer als Impulsgeber
und Material-Bereitsteller).
Das Fernziel könnte sein,
irgendwann den Menschen –
der lehrt und als Störung verstanden wird –
durch einen Roboter zu ersetzen.
Dies deckt sich mit dem Wunsch,
heutzutage den Unterricht zu öffnen,
d.h. die Schüler organisieren selbst ihr Lernen,
der Lehrer erhält die Rolle des Lernbegleiters,
der nur die bedürfnisgerechten Lernumgebungen bereitstellt.
Auch gegen diese Vorstellung hat sich Hattie
im Interview klar gewandt und die aktive Lehrerrolle
für lernwirsamen Unterricht betont.
Für mich ist
das Problemlösende Lehrverfahren
ein rein manipulatives Lehrverfahren⛓️ ,
gegen das ich mich als Schüler auch
aufgelehnt hätte.
Ich setze dies trotzdem manchmal ein,
aber zumeist in Abwandlung (z.B. keine
völlige Wegtransparenz);
aber am besten ist,
die Schüler sind durch den Vorunterricht und
das geweckte Interesse so gut,
dass sie selbst den nächsten Schritt machen
und ohne die hergestellte Transparenz das Ziel
tatsächlich selbst erreichen.
Dies passiert nicht oft, aber ich konnte es
mehrfach erleben und kann dann wirklich
der Lerngruppe sagen,
dass dies eine hervorragende Leistung war.
Für manipulative Lehrverfahren⛓️ bin ich
zu ehrlich –
und ohne Ehrlichkeit lässt sich keine wirkliche und
im Sinne einer guten Erziehung wirksame
Lehrer-Schüler-Beziehung aufbauen.
Vetrauen sollte nicht geschenkt werden und wächst nicht
auf Bäumen!
Ein Hoffnungsschimmer: selbst im gymnasialen Seminar
wird klar betont,
dass je offener der Unterricht ist, desto ineffektiver
und seichter wird er
(auch das Learning‑by‑Doing wird
als nachhaltiges, aber sehr ineffektives
Lernverfahren erkannt; entsprechend ist Laissez‑faire
keine effektive Erziehungsmethode).
Der Schüler und dessen Lernfortschritt müssen
im Mittelpunkt des Unterrichtsinteresses stehen,
es kann aber bei angestrebt hohem Niveau
nur ab und an komplett vom Schüler ausgehen.
Als drittes Lehrverfahren (oder besser
Lehrverfahrengruppe)
kommt das aufgebend‑erarbeitende Lehrverfahren
zum Einsatz.
Hier gibt es die Linie:
Lehrer – Schüler –
Inhalt.
Im Prinzip geht der politische Wunsch
Hand‑in‑Hand mit dem vorigen Punkt.
Frontalunterricht – wer will das schon?
Alle Erwachsenen, die ich kennengelernt habe, wäre mal
die erste Antwort.
Alle Schüler, die wirklich etwas können wollen,
meine zweite.
Kann man es sich so leicht machen?
Hierzu möchte ich als 🎓ehemaliger Grundlagenforscher
ein persönliches Statement im Vergleich
mit der Erwachsenenbildung an Universitäten machen:
Die besten Frauen und Männer dieser Erde haben
schon sehr lange ein Lehrverfahren, das für
Nicht-Eingeweihte wie zwei erscheint:
❶ Dozenten-/Lehrerzentrierter
Unterricht/Unterweisung, auch expositorisches Lehrverfahren
genannt oder als Frontalunterricht verunglimpft
(wer die Bücher von Hattie wirklich liest
und nicht die Deutung bei deutschen Fortbildungen
unbesehen Glauben schenkt,
wird dieses Lehrverfahren auch heute noch
auf dem ersten Platz finden;
vgl. Literatur weiter unten).
Es basiert darauf, dass ein Experte das Wissen
besser weitergeben kann als jemand mit Halbwissen.
❷ Diskussion / Frage- und
Antwortspiel:
Hier werden Fehlvorstellungen bereinigt, die Fakten
herausgeschält und die Wahrheit bleibt
nach hitziger/leidenschaftlicher aber sachgemäßer
Debatte übrig.
Personen mit Fehlvorstellungen sind erleichtert, nun klarer
zu sehen –
jeder ist ab und an in dieser Rolle,
nichts muss daran peinlich sein.
Ich selbst möchte interaktiv mit einem anderen
oder mehreren Menschen nicht anders lernen als
auf diese Weise – ich persönlich sehe alles
andere als Zeitverschwendung an.
Schule muss ein Ort sein, in dem Fehler
gemacht werden können, man daraus
aber immer lernt.
Jeder muss dazu lernen und niemand
sollte eigene Fehler verstecken.
Dies geht auch heute – und altersgemäß
heruntergebrochen funktioniert das Lehrverfahren
(❶+❷)
der Grundlagenforscher auch in einer 6. Klasse
(ein Gruß an meine ehemalige
6F2/7F2 von 2013,
die die Essenz der Physik erfassen
und auf dieser Basis
hochwertig diskutieren konnte –
auf lebendige und stets interessierte Weise).
✺)
Ein Kollege prägte in einer Runde
aller Referendare den Satz:
Heute geht es nur noch
um Schüleraktivität, selbst wenn diese
im Kopfschütteln der Schüler
über den schlechten Unterricht besteht.
Neben Gelächter stellte sich auch ein allgemeines
Nicken ein.
⛓️)
Manipulative Lehrverfahren, eingeführt im Sinne des Lernens
als dauerhafte Verhaltensänderung
(wozu ebenso Konditionierung zählt),
sind nicht als Aneignung
vernetzten, belastbaren Wissens und
somit ebenso nicht zu höherer Verwendung
wie zum Transfer oder gar der Ausbildung
eines eigenen Charakters geeignet.
Hier im Kontext Manipulation Heranwachsender
durch Erwachsene analog zum Club der toten Dichter gebraucht:
O Captain! Mein Captain!;
im folgenden Song bezieht sich dies auf Drogenkonsum
und dessen Folgen, der so wahrheitsgetreu
im Original Video dargestellt ist, dass der Zugang
einer Altersbeschränkung unterliegt, obwohl es
eher im lehrreichen Sinne abschreckend wirkt.
Im Song und Video geht es um Kokain und
natürlich um Alkohol – heute würde auch
💔das Smartphone
nicht fehlen dürfen,
aber dies ist ja erst ab den späten 1990-ern
in Gebrauch (und wird durch den 2. Song
aufgegriffen):
Master of Puppets, Metallica,
Original Video 1986
[Music & Lyrics &
Live in Manchester, England, with rain, 18.06.2019 &
Master of Puppets, Metallica,
Live with San Francisco Symphony
conducted by Michael Kamen {Album:
S&M, 11/1999}]
iDisco, Farin Urlaub Racing Team,
Original Video 2014
[Gitarrenschule von Farin Urlaub]
Das Gemeinsame ist die Fremdbestimmung wie durch die Seile
an einer Marionette –
für Diktaturen sehr willkommen
(der Puppenspieler), für Demokratien
wie auch für Gesellschaften,
in denen Kreativität, Phantasie und Individualismus
nötig sind, aber fatal.
Aus der Sicht der Opfer, d.h. der Heranwachsenden,
ein sinnloses Leben ohne höhere Ziele oder auch
nur den Hauch eines Antriebs.
Dies passt auch erschreckend gut
zu den prognostizierten Burnout-Steigerungsraten,
da 🔥Burnout
etwas vereinfacht ausgedrückt
durch 💔wahrgenommenen Verlustvon Kontrolle ausgelöst wird.
Schulformen im Zerrspiegel
Es gibt Schulformen, die ja keiner mehr will:
die Hauptschule.
Gewalt, ggf. höherer Drogenkonsum, Runterziehen
der anderen Schüler,
das alles führte dazu, dass kaum Eltern
ihr Kind dieser Schulform und auch nicht
diesem Schulzweig bei kollaborativen Gesamtschulen
anvertrauen wollten.
Die Probleme sind nun wirklich nicht aus der Welt,
aber die iGS oder in der Sparfassung
als Oberschule bezeichnet
sind heute die favorisierten Schulen.
Extremes Einsparpotential – und dank einem schicken
neuen Namen auch ein besserer Ruf –
noch.
Diese Schulformen sind nach meiner Erfahrung
noch viel gruseliger als die Hauptschulen je waren,
so dass ich eher an einer Hauptschule als an
einer iGS unterrichten würde.
Der bekannte Film, dessen Titel
in einer zukünftigen
Deutschen Rechtschreibung abgefasst wurde und den Namen
einer durchaus passenden adeligen Person
des 18./19. Jahrhunderts enthält
(Teil 3 kam am 26.10.2017 in die Kinos),
bringt viele zum Lachen –
wenn das Publikum ahnte,
dass an deutschen Schulen Schülern das Betrachten
des Films ein ist ja
wie bei uns
entlockt und unsere Zustände an den Gesamtschulen
durchaus schlimmer sind als dort gezeigt ...
es ist leider kein Humor und nicht einmal Realsatire.
Neben diesen modernen Gesamtschulen
werden lediglich in RLP die Form Realschule+ noch gefördert.
Beide dienen rein der Ersparnis und werden,
wenn möglich,
im Ganztag betrieben.
Kolleginnen einer Oberschule bezeichneten diese Schulen
und die Art ihrer Bewirtschaftung
treffend als Lernvollzugsanstalten.
Ich sehe keine Alternative zu einem echten
dreigliedrigen Schulsystem
(vgl. Binnendifferenzierung).
Eine kollaborative Gesamtschule mag hier
eine Brücke schlagen,
aber die wenigen gut funktionierenden –
vielfach mussten sie nach wenigen Jahren
umgewandelt werden: zu wenig Geld, keine qualifizierten
Sonderpädagogen und Sozialarbeiter involviert –
wurden schnell gewaltsam auf iGS/Oberschule umgestellt
(vgl. folgender Punkt zum negativen Einfluss
der Politik).
Das Gymnasium mag
(zumindest im direkten Vergleich)
noch gut dastehen,
ist aber nur ein Schatten von dem Niveau✸,
das das Abitur in der 1. Hälfte
der 1980‑er Jahre noch erreichte.
Zudem wird auch hier extrem gespart€:
20% Personalausfall müssen selbst ausgeglichen werden.
Vom doppelten Einsatz des notwendigen Personals
bei wesentlichen und unternehmenskritischen IT‑Bereichen
gar nicht zu sprechen,
wie es bei der höchsten Schulform und
geltender Schulpflicht eigentlich selbstverständlich
sein sollte.
Und dann kommen die Erkrankungen noch dazu –
und von Lehrplänen,
die man realistisch nur als wishful thinking bezeichnen kann
und zudem den heutigen Anforderungen an Abstraktion
und Niveau entsprechend dem Anfang eines Studienganges✇
nicht gerecht werden, gar nicht zu reden.
✸)
Ein Kollege erlebte bei einer Vorstellung
bei einem bayrischen Schulbuchverlag,
dass ihm gesagt wurde,
die ehemalige gymnasiale Reihe werde aufgegeben –
damit könne heute niemand mehr etwas anfangen,
die Realschul‑Reihe wird graphisch aufbereitet
zur neuen gymnasialen Reihe, die Hauptschul‑Reihe
würde, lebensnah ergänzt, zur neuen Reihe
für Gesamtschulen.
€)
Gut, es gibt Ausnahmen –
weil ausgewählte Gymnasien
deutlich mehr Zuwendungen bekommen, weil deren Eltern
Politiker oder Akademiker sind und man so
eine starke Lobby hat,
so dass übliche Probleme an diesen
staatlichen Schulen nicht auftreten ...
und man sich lediglich Angriffen wegen besonderer
monetärer Förderung ausgesetzt sieht
(interessant, wenn das eine Gymnasium
wie eine Strafvollzugsanstalt aussieht: hohe Mauern,
kein direktes Licht im Pausenhof,
das auserwählte aber einem Park gleicht:
lichtdurchflutet, mit bester Ausstattung und ohne
den sonst üblichen Stundenausfall).
Aber nein, bei uns gibt es
keine Bestechung 🤑 ...
und auch keine Elitegymnasien für spezielle
Bevölkerungsgruppen.
Natürlich auch keine
Potemkinschen
(Gesmamt-) Schulen.
Alles Verschwörungstheorien – 🤐 –
oder doch normale Realität in diesem unserem Lande.
Und wenn vor dem Besuch einer Bildungssenatorin
eine Oberschule plötzlich instand gesetzt wird –
reiner Zufall.
Und wenn bei einer Filmvorführung
die gesamte Technik von außen herangeschafft wird,
in der Zeitung aber im Voraus stand,
dass die Schule so toll ausgestattet sei,
dass diese sich für die Vorführung eines Films
vor Würdenträgern in Gegenwart der Senatorin
geradezu anbot ...
ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Eine weitere Erläuterung dieser Problematik sei dem
nächsten Problempunkt überlassen.
✇)
Stattdessen gerne Ablenkung mit neuen Medien
[unterstes Niveau:
Windows mit Word, Excel und Powerpoint;
als SekretärIn praktisch, für eine
gerechte Bildung wie
für ein technisches
bzw. mathematisch‑naturwissenschaftliches Studium
aber nicht zu gebrauchen;
vgl. Seiten zu 📙Forschung:
professioneller Software‑Einsatz,
🐧GNU/Linux und
📜TEX/LATEX]
oder Polemik, man müsse seine Steuererklärung
machen und Verträge abschließen können;
dies sind alles keine Aufgaben eines Gymnasiums
und machen auch an einer höheren Schule
keinen Sinn;
die freiwilligen Bildungseinrichtungen
(wie z.B. die VHSen) möchten auch leben
und ich möchte sie auch gerade
für solche Dinge empfehlen.
Kompletter Einfluss der Politik
ohne Standards
Die hier zu behandelnden Probleme werden
mehr als offenkundig,
wenn man auf drei Aspekte und den vermeintlich dabei
verfolgten Zielen der Schulpolitik
die Aufmerksamkeit richtet:
Schulformen (vgl. voriger Abschnitt),
Abschaffen der Qualitätskontrolle➀ sowie
schlechte Lehrpläne➁.
Schon in den 1980‑er Jahren sank das Niveau,
so dass die komplexen Zahlen➂
aus dem Lehrplan gestrichen wurden und dafür
die Stochastik➃
den Einzug nahm.
Beim G8 wurde nur komprimiert, so gut wie nichts
inhaltlich gestrichen
(sehr wohl viele Unterrichtsstunden:
mehr 🎒Stress für Schüler
und mehr arbeitslose Lehrer)
und dann kam man auf glorreiche Ideen,
wie den Logarithmus fallen zu lassen,
den man aber z.B. in Chemie
für den pH‑Wert unbedingt benötigt.
Vorrangig die Oberstufe wurde geschwächt.
Bei der Einführung von G9 in Niedersachsen
durften die Schüler
(nach deren Aussage) ein Jahr
Däumchen drehen –
in NRW werden
die zusammengestrichenen G8‑Stunden nun
auf G9 verteilt, anstatt zum vorigen G9
zurückzukehren, so dass wieder keine Qualität
in die Oberstufe kommen kann.
Im Referendariat gab es Aufgaben einer Universität,
die man den Schülern geben sollte.
Ich empfand sie als einfach
(gemessen an meiner Schulzeit),
die erfahrenen Lehrer waren sich aber einig,
dass diese Aufgaben ein so großes Maß
an Einführung benötigt, dass dies schlicht
nicht möglich sei.
Nachweislich werden die Schüler also nicht mehr
auf ein beliebiges Studium mit dem Abitur
vorbereitet➄.
Ein Abitur in Mathematik bzw. Physik kann man
mit den low-hanging fruits
schaffen:
Ableiten, rref (Lösen eines linearen
Gleichungssystems mit grafikfähigem Taschenrechner
[GTR]),
binomcdf (Ermittlung
von Wahrscheinlichkeiten bei binomialen Verteilungen)
bzw. linreg (lineare Regression
mit GTR), ein paar grundlegende Dinge, schon ist
dies geschafft – und Dank des GTR-Einsatzes➅.
ohne geistige Anstrengung.
Ich beginne immer damit, bei Schülern
Verständnis für Sachzusammenhänge zu generieren,
zum Schluss bringe ich natürlich den Schülern
auch die Tricks bei,
mit denen man recht mühelos
ein gutes Abitur heutigen Standards
erlangen kann.
Aber durch das Zentralabitur können auch
hervorragende Schüler schlecht abschneiden,
wenn ein im Schulbuch mit zwei Zeilen
erwähnter Versuch plötzlich die gesamte Arbeit
durchzieht.
Wobei die viel gepriesene Vergleichbarkeit
vollkommen auf der Strecke bleibt,
weil selbst im freien Teil, der auch als Bundesabitur bezeichnet wird,
jedes Bundesland selbst aus dem gemeinsamen Pool
auswählt.
Solche Trickbetrügereien gehören heute
wie selbstverständlich zur Bildungspolitik.
Der Heise Artikel Ausgerechnet Mathe... – Brandbriefe rund
ums Abiturienten-Niveau (April 2017)
gibt die von mir schon seit vielen Jahren
bemängelte Situation treffend wieder.
Auf der einen Seite kompetente Personen,
die geschockt über das heutige schon untergründige
Niveau sind (was nichts mit der Fähigkeit
unserer Heranwachsenden zu tun hat),
auf der anderen Seite Politiker und Pädagogen,
die sich fachlich➆
komplett disqualifizieren.
Es ist peinlich, wenn die früher
einmal selbstverständlichen Dinge,
die in den ersten Wochen eines Mathematik-,
Physik- oder
ingenieurwissenschaftlichen Studiums benötigt werden,
einfach aus allen Lehrplänen der Länder
gestrichen werden.
Und Politiker dann so ignorant
oder unverschämt sind,
dies als Niveau zum Ende
eines Mathe-Studiums zu bezeichnen.
Solche Politiker kann weder Land
noch Bund gebrauchen.
Und bei solch katastrophalem Output des IQB
von Mathematik-Experten zu sprechen ...
mit denen würde ich gerne einmal sprechen.
Zumal ich keinen Naturwissenschaftler oder Mathematiker
kenne
(mit vollem Studium
inkl. wissenschaftlicher Arbeit),
der die migrationsfeindlichen Abituraufgaben,
die einer Textwüste gleichen, auch nur
das Geringste abgewinnen könnte.
Kann diese Pädagogik
nicht endlich als historischer Fehlschlag
zu den Akten
gelegt werden
(wie zuvor die Mengenlehre in der Grundschule,
das Erlernen der ersten Fremdsprache ohne Verwendung
der Muttersprache, ...)?
Oder anders gefragt:
Wie lange soll es noch dauern,
bis statt erfahrenen Didaktikern, in die Politiker
ihr Vertrauen setzen, da diese ihre Sparpläne
und unhaltbaren Bilder einer schönen neuen Welt
in buntesten Farben ausmalen,
wieder Personen mit Kopf, Herz und Hand
(Pädagogik von Johann Heinrich Pestalozzi)
gestalten können,
die wirklich die Grundlagenforschung voran bringen
und nicht nur bei Fachunkundigen den Anschein erwecken,
sie würden etwas leisten.
Wie hoch müssen die Abbrecherquoten
von Studiengängen werden,
wie laut müssen Industrie und Handwerk noch rufen,
dass man heute Abiturienten wegen mangelnder
Mathematik-Kenntnissen nicht mehr einstellen kann,
bis ein wenig Vernunft einkehrt und man langsam
zum Niveau der 80‑er Jahre zurückkehrt?
Unter dem Strich wäre dies etwas,
von dem alle Schüler und tatsächlichen Lehrer
nur profitieren könnten.
Denn nur dann ist die Ausbildung,
die man möglichst vielen wünscht,
auch wirklich national wie international etwas wert.
Aber es endet nicht mit den Schulen:
Umbau der Universitäten 🎓im Zuge
des Bologna‑Prozesses
(1999 von 29 europäischen Bildungsministern
unterschieben) zu Orten der Billigforschung
für die Industrie
(zu meiner Zeit war dies über die
angewandte Physik im Kommen und auch der Druck,
das Professoren Patente anmelden sollen,
die dem freien Forschungsgedanken zuwider laufen,
wurde damals schon sichtbar)
und Abbau der Grundlagenforschung, minderwertige Abschlüsse
durch viele schriftliche Tests ohne Vertiefung,
Personen mit Bacchelor/Master Abschluss wurden
nicht genommen, so lange es Personen
mit Diplom gab –
daher durfte es diesen Abschluss nicht mehr geben und
die Klagen ganzer Universitäten zur Abwendung
dieses Unfugs brachten keinen Erfolg.
Offenbar gilt die in unserem Grundgesetz verankerte
Freiheit von Forschung und Lehre
nicht einmal mehr für Forschungsinstitute
und Universitäten.
Als ich in einer Runde von Lehrern meinte,
die Universitätsprofessoren sollten festlegen,
mit welchen Voraussetzungen die Schüler ihr Studium
aufnehmen sollten, wurde sofort entgegengehalten,
dies sei ja nicht politisch legitimiert.
Nach meinem Verständnis sollten wir
aus dem Nationalsozialismus etwas anderes gelernt haben,
als dass Politiker über Lehr- und Forschungsinhalte
bestimmen können sollten – aber vielleicht
fehlt mir als Physiker hier das Gespür
(oder auch 😘 € ).
Logisch ist die Situation heute nicht
und bei den jetzigen Mängeln sollte man den Kurs
ändern, anstatt die Geschwindigkeit beizubehalten oder gar
zu vergrößern –
bei der Titanik war dies auch kein guter Gedanke.
➀)
Statt Qualitätsmanagement (QA)
muss man eher von der kompletten Abwesenheit
von QA im Schuldienst sprechen:
- Schulnoten sollen immer weiter eingeschränkt werden.
An Grundschulen ist die 3 die neue 5,
und an Gesamtschulen benutzt man lieber Zeichen.
Dabei ist klares Feedback essentiell.
- Sitzenbleiben soll nicht mehr erfolgen –
aber niemand sorgt für die dann
benötigte Unterstützung, so dass abgehängte
und schlicht frustrierte Schüler
zwangsweise zurückbleiben müssen –
ggf. ohne Chance auf einen Abschluss.
[In Bremen erfolgt Sitzenbleiben nur noch
zwischen EF und Q1,
d.h. G8-Klassenstufen 10 und 11.]
- Abschlüsse sollen auf Politikerwunsch
von fast allen geschafft werden:
unter weiterem Absenken des Niveaus und damit
einhergehender Entwertung
der deutschen Schulabschlüsse.
- Lehrpläne werden nicht erprobt, sondern mit
heißer Nadel gestrickt, Universitäten sind
offenkundig nicht involviert (siehe nächste
Fußnote).
- Schulevaluierung bescheinigt vielfach nur,
dass man auf dem Weg sei –
Ankommen ist gar kein Ziel –
es geht um Änderungen der Veränderung wegen
(hierzu kann man auch
Nebelkerzen sagen).
➁)
Lehrpläne werden schon im Referendariat
nicht diskutiert –
schließlich hat man diese einfach umzusetzen
(beamtengemäß: ohne Nachdenken).
Wobei der Grund für Lehrpläne doch allen
einleuchten sollte und auch Diskussionen
standhalten müsste:
- Beim Schulwechsel sollten Schüler es
durch Lehrpläne einfacher haben,
sich einzugliedern.
- Die Pläne sollten eine stimmige Reihenfolge
der Themen auch zwischen den Disziplinen ermöglichen.
- Es sollte ein Mindestumfang
vorgeschrieben sein,
so dass man auch sinnvoll auf den jeweiligen
Abschluss,
z.B. an Gymnasien auf das Abitur, zusteuern kann
und man am Arbeitsmarkt bzw. dem anschließenden
Studium klar weiß, was man sucht.
- Und schließlich suggeriert es
eine vorgegebene Qualität bzw.
eine Überprüfbarkeit
(seitens Lehrern, Eltern, Journalisten,
Bildungsforschern etc.).
Leider sieht die Realität anders aus:
- Ein Schulwechsel ist schon innerhalb
eines Bundeslandes schwierig, zwischen Bundesländern
ist die Neuorientierung ähnlich zu sehen
wie bei einem Sitzenbleiben oder Überspringen
einer Klasse.
Und vom Wechsel
von einer Walldorf/Steiner/Montessori-Schule
mal ganz zu schweigen.
Die Offenheit des Kanons, das Fehlen von
aus der Hirnforschung erprobter Standardverfahren,
lassen die Lehrpläne für Unbeteiligte
zu einem Witz werden, die Suppe müssen
die Beteiligten auslöffeln.
Wer jetzt an höhere Schulformen denkt
hat die Tragweite der unsinnigen Bildungspolitik
noch nicht erkannt:
An Grundschulen in Bremen (bei einem
so winzigen Bundesland mag man annehmen,
es gibt wenig Unterschiede) wurden
im Einflussbereich einer höheren Schule
drei komplett
unterschiedliche Schriften gelehrt –
eine war sogar Sütterlinschrift
des deutschen Alphabets
(Erfahrung des Autors 2014‑2016).
Zudem sei ein bekannter und anerkannter Hirnforscher,
Prof. Spitzer, zu eben dieser Beobachtung zitiert:
Das pädagogische Chaos in Deutschland,
das sich
unter anderem in der völligen Beliebigkeit
der Schulausgangsschrift äußert,
führt mitunter dazu, dass ein Schüler
die erste Klasse wiederholen muss,
wenn seine Eltern 2 km von Berlin
nach Brandenburg umziehen.
Es wird also Zeit, dass wir mit dem
föderalen Rumstümpern aufhören und
wirkliches Wissen beim Lernen von Lesen und Schreiben
zum Einsatz bringen.
(Digitale Demenz –
Wie wir uns und unsere Kinder
um den Verstand bringen,
2012, S. 181;
vgl. Literaturliste unten)
Dass bei solchen Missständen nicht Verantwortliche
angezeigt und ernste Konsequenzen zu befürchten haben,
zumal Erkenntnisse der Hirnforschung hier sehr wohl
indizieren, dass man bereits von Körperverletzung
sprechen kann,
ist insbesondere wegen der Schulpflicht
bedenklich.
- Leider stimmt nicht einmal die Reihenfolge
in Mathematik,
geschweige denn die Abstimmung
der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer untereinander
(sinnvoll wäre Satz
des Pythagoras vor Wurzeln
(d.h. den reellen Zahlen: ℝ),
spezifischer Widerstand der Physik nach Kreisfläche
in Mathematik,
pH‑Wert der Chemie nach Logarithmus der Mathematik,
Auge der Biologie nach Linsen der Physik
[die Optik wird heute
an fast allen Schulen wegen Lehrermangels
gestrichen – trotz Vorhandenseins
im Lehrplan ...]).
- Kein Abgeben mit den Fähigkeiten,
die an einer Universität oder
in der Industrie bzw. im Handwerk
benötigt werden.
Probleme sind bekannt, füllen die Zeitungen
und Reaktion ...
Aussitzen seitens der Politiker,
die durch ihre unsinnigen Vorgaben
das Problem erzwungen haben und weiterhin erzwingen.
An Gymnasien müssten die insgesamt notwendig
zu bearbeitenden Themen und deren Tiefe
zumindest für Leistungskurse vollständig
von den Professoren der richtigen Studiengänge
vorgegeben werden,
wobei danach die Professoren der Pädagogik
bei Struktur und Methode unterstützen sollten.
Die Politik darf hierbei keinen Einfluss nehmen,
wenn man nicht grundlegende Dinge über Bord
werfen möchte, die man
durch den Nationalsozialismus
schmerzlich lernen musste.
- Zu vernünftigen Lehrplänen würde
eine Mindeststundenzahl im Schuljahr gehören –
diese fehlen aus guten Gründen.
Lehrer haben kaum Einfluss auf den Unterrichtsinhalt,
da auch bei Kerncurricula
die gesamte Unterrichtszeit auf diese verwendet
werden müssen.
Besonders seltsam mutet
dreistündiger Mathematikunterricht an:
in Niedersachsen in Klassenstufe 10,
in Nordrheinwestfalen ab der 9,
obwohl in beiden Fällen die Lehrpläne
wesentliche Themen vorschreiben, die selbst
bei vier Stunden den Schülern
bei G8 nicht leicht fallen.
Und von krankheitsbedingten Ausfällen
(in Mathe kann an öffentlichen Schulen
auch einmal über ein halbes Jahr
der Mathematikunterricht in der Oberstufe ausfallen,
ohne dass es einen interessiert)
sei noch gar keine Rede.
Alles soll immer schneller gehen –
es soll und kann auch zumeist nichts gestrichen
werden – das notwendige
Motto lautet: Mut zur Lücke.
Und die Verwendung der nicht sinnvollen Kompetenzen
führt auf Seiten der Eltern zu einer kompletten
Intransparenz (entsprechendes bewirken
Lernentwicklungsberichte, wie ich selbst vielfach
feststellen musste).
➂)
Die Menge der komplexen Zahlen (ℂ;
vgl. Komplexe Zahlen [Mathe-Song,
DorFuchs])
ist eine Erweiterung der Menge
der reellen Zahlen (ℝ),
die als zweidimensionale reelle Zahl dargestellt
werden kann und in der die Wurzel aus -1
quasi existiert und
imaginäre Einheit (i)
genannt wird
(d.h. i2 = -1).
Diese komplexen Zahlen sind für Mathematik, Physik und
Ingenieurswissenschaften unabdingbar und haben eine größere
Gewöhnungshürde als sonst etwas in der Mathematik;
bei meinem Studium waren mehrere Professoren
aus den Bereichen Mathematik und Physik
geschockt, dass niemand zuvor – von Bayern
bis Schleswig‑Holstein – die komplexen Zahlen
kennengelernt hat – zumal diese in den ersten Wochen
des Studiums wie selbstverständlich verwendet werden
(müssen).
Zudem wurden in der Physik in der Oberstufe
Zeigerdiagramme
eingeführt – nichts anderes als komplexe Zahlen
(Stichwort:
z = ei⋅φ = (Re(z)|Im(z))
in ℝ2).
Nur dass diese Diagramme,
die Pädagogen einführten,
für Schüler unverständlich sind.
Aber zum Glück gibt es nachvollziehbarere Erklärungen;
und den Begabten kann man kurz erklären,
dass es sich um Darstellungen komplexer Zahlen
in der Ebene ℝ2 (Realteil auf
der x-, Imaginärteil auf der y-Achse)
handele –
was deutlich besser verstanden werden kann
(da braucht es von mir gar keine
zusätzliche Ironie).
Dabei sind bei Sportlehrern mittlerweile Stützräder
verpönt, also Hilfsmittel, die einen schnellen Einstieg
ermöglichen,
einem späteren Fortschritt oder Verstehen
aber deutliche Hindernisse in den Weg legen.
Aber wie gesagt: es geht heute leider nicht mehr
um Verständnis.
➃)
Ein Mathematik‑Fachleiter im Referendariat meinte einmal
als Plus dieses Gebietes der 🧮Mathematik,
es handele sich um Mathematik ohne Mathematik.
Die Physik ist nicht besser dran, dort muss man
mittlerweile auch in der Oberstufe Physik ohne Mathematik
machen (Quantenmechanik ist ein häufig
vorkommender Bereich im Abitur – zumindest kann
der Potentialtopf
über stehende Wellen erschlossen werden –
und eine Annäherung an Verständnis
erfolgte früher im Hauptstudium Physik
in 4 Semestern,
d.h. 5.-8. Semester direkt vor der Diplomarbeit),
so dass Verständnis gar nicht interessiert.
Dafür didaktische Reduktion (das kann kurz vor
dem Abitur nur ein guter Fachleiter
anpreisen) und phänomenologischer Unterricht
(d.h. nicht messend und mit Formeln,
sondern beobachtend mit Beschreibungen),
entsprechend des Unterrichts in der Orientierungsstufe
(d.h. Klassen 5 und 6),
in der die benötigte Mathematik ebenso
nicht vorhanden ist aber zumindest ein stimmungsvoller,
interessanter und wahrhaft begreifbarer Unterricht
möglich ist.
➄)
Die Diskrepanz zwischen Erwartung
an die allgemeine Hochschulreife und
die Start-Anforderungen der Hochschulen spreche ich deutlich
bei meinen Schülern an, versuche, das Niveau anzuheben
und gebe Tipps, was ggf. zum Einstieg einmal
näher angeschaut werden sollte.
Einem Physik‑Belegkurs (manche sagen
auch Abdeckerkurs,
wenn man es nehmen muss, aber sich
keiner Abitur-Prüfung unterzieht) habe ich auch
einmal eine grobe Einführung
in die komplexen Zahlen gehalten, wobei der Kurs
sich aus zwei Mathematik-Leistungskursen rekrutierte ...
ansonsten ist dies im Schulalltag
tatsächlich nicht mehr zu leisten.
Zumal in der Oberstufe auch keiner mehr Zeit
für eine Mathe‑AG aufbringt,
die solche Themen ggf. aufgreifen könnte und auch
zur Mathematik‑Olympiade befähigen würde,
die nach unserem Lehrplan ohne Spezialunterricht und
Training‑To‑The‑Test
schon außer Reichweite ist
(bei internationalen Internaten ist sichtbar,
dass hier fast nur Personen aus China und Russland
gute Ergebnisse bringen ... das sollte
zu Denken geben).
Wie unseriös unser Bildungssystem geworden ist,
sieht man auch daran,
dass Politiker Institute wie das IQB
(Herausgeber von Vera, worauf gleich ebenso
eingegangen wird) fördern,
die Beispielaufgaben für Lehrerfortbildungen etc.
herausbringen, die fachlich falsch sind.
Es gab unter Mathematiklehrern
vielfach nur Kopfschütteln.
Hier kann man wohl eher von Weitergabe von
bzw. Gewöhnung an Inkompetenz sprechen.
Alles, was sparen hilft, ist gut.
Eine ähnliche Schieflage gibt es auch im Referendariat:
eindeutig sagt man, man müsse es fachlich richtig
verstanden haben –
erst dann käme die Pädagogik –
und dann verteilt man doch Bestnoten nur an die,
die sich der neuen politischen Strömung unterwerfen.
Gerade in Mathematik – hier gibt es
keine Ausreden und Diskussionen
über Richtig [✔]
und Falsch [✘] –
ist ein hoher Prozentsatz der ausgebildeten
Sek. II‑Lehrer nicht fähig,
das bereits abgesenkte Abiturniveau selbst hinzubekommen –
die Vorbereitung auf den Studienanfang
oder das Berufsleben ...
Training‑To‑The‑Test,
so wenig nachhaltig dies auch immer ist,
ist heute in Deutschland zum Schummeln bei
fragwürdigen Vergleichstests
leider üblich geworden:
PISA,
Vera
(IQB-Info),
IGLU/PIRLS,
TIMSS, ... lassen grüßen.
Ich habe meine Meinung, aber ich möchte
nicht einfach einen weiteren Zerrspiegel errichten und
bitte einmal,
die Meinung der Lehrergewerkschaften: Testeritis und
die der Politik: PISA & Co.
zu diesem Thema zu vergleichen
(und als Lehrer noch der Arbeitsauftrag
beim Quellenstudium:
welche wirkt seriös – welche ist
schöne heile Welt
im Sinne der Manipulation? ;-).
Und trotz extrem hochgefahrenem
Training‑To‑The‑Test
(daher kommt der vielfach beschriebene Schülerdruck;
vgl. auch 🎒Schüler-Stress) prahlt man
dann mit deutlichen Verbesserungen –
wenn dies nicht geschmacklos ist.
➅)
Meine qualifizierte Kritik zum Taschenrechner-Einsatz:
- Zuerst wurde
ein einfacher Taschenrechner (TR)
in Schulen verwendet, dann hielt
der wissenschaftliche Taschenrechner (WTR) Einzug, meist sogar programmierbar.
Heute wird in Menüs herumgestochert,
Programmierbarkeit fehlt:
es wird
ein graphikfähiger Taschenrechner (GTR)
oder gleich ein unsinniges
Computer‑Algebra‑System (CAS)
gefordert: extrem teure und veraltete Technik
zweier Firmen, die die Erlaubnis zum Gelddrucken
bekommen haben.
Ich laste dies weder Texas Instruments
noch Casio an,
wohl aber unseren Bildungsministerien.
- Taschenrechner halten Jugendliche vom Denken ab –
ein ähnlicher, wenn auch nicht ganz so schlimmer
(da auf Mathematik beschränkter)
Effekt wie beim 💔Smartphone;
daher sind auch dieselben Maßnahmen erforderlich:
möglichst spät einführen, z.B. bei G8
am Anfang der Klasse 9, Nutzung beschränken.
- Immer erst algebraisch einführen, da dies hochwertiger
und somit anstrengender ist – erst wenn
dies beherrscht wird, dieselbe Funktionalität
mit dem Taschenrechner einführen.
- Irrsinn wie Beweis durch Taschenrechner, der von
einem aufgeklärten Menschen überprüft,
nicht aber als unfehlbar angesehen würde.
- Gewöhnung an Black Boxes,
d.h. an Geräte, die man nicht untersuchen,
aueinandernehmen oder gar umprogrammieren kann.
Auch dies degradiert neugierige Jugendliche
zu stumpfsinnigen Anwendern.
- Neben Taschenrechnern werden zumeist Tabellenkalkulationen
im Mathematikunterricht gefordert
(zumeist gleich das minderwertige Excel,
nicht eine überlegene freie Variante
wie Gnumeric oder
LibreOffice Calc; vgl. 🐧LibreOffice und Alternativen).
Zudem ist statt eines CAS-Systems lieber situativ auf ein professionelles
CAS-System zurückzugreifen, wie das auf jedem Linux-Derivat
verfügbare Maxima; schließlich soll das Abitur
auf die Aufnahme eines Studiums vorbereiten,
nicht eine Laufbahn
zur Bürofachangestellten bahnen.
Siehe Zusammenfassungen:
[📋PDF‑Downloads]
(GTR TI‑83/84 Plus),
[📋PDF‑Downloads]
(GTR Casio FX‑CG50 | 20).
➆)
Nach Hattie liegt die Effektstärke
der Fachkompetenz bei:
d = 0,09 (d.h. kaum wirksam,
da erst ab 0,4 eine gute Wirkung
attestiert werden kann, unter 0 würde ein Faktor
sogar dem Lernprozess abträglich sein).
Dies ist aber darauf zurückzuführen,
dass Fachwissen alleine nichts bewirkt –
wie in Hattie für gestresste Lehrer
auf S. 74f erläutert,
sind bei der Lehrerpersönlichkeit drei Kompetenzen
wichtig:
1) Fachkompetenz:
fachliches Wissen und Fähigkeit im Umgang
mit dem Inhalt;
2) Pädagogische Kompetenz:
in erster Linie die Fähigkeit, einen Kontakt
zu den Lernenden aufzubauen
[die Lehrer-Schüler-Beziehung hat
eine Effektstärke von: d = 0,72,
vgl. S. 77f],
eine 🎈Atmosphäre
der Geborgenheit und des Vertrauens zu schaffen;
3) Didaktische Kompetenz:
hier ist vor allem die Fähigkeit der Lehrperson
gemeint, Inhalte anschaulich aufbereiten zu können
und Struktur (Tafelbild, 📋Überblick/Zusammenfassung sowie
Verknüpfungen zu anderen Teilbereichen)
vermitteln zu können.
Erst der Dreiklang dieser Fähigkeiten sorgt
für eine wirksame Lehrerpersönlichkeit,
nicht ein Faktor alleine.
Fehlt somit die Fachkompetenz, kann der Lehrer
nicht zum Lernfortschritt beitragen, bzw. wie
im angegebenen Buch ausgesagt:
... Und in diesem Dreiklang
nimmt Fachkompetenz sicherlich eine herausragende Stellung
ein – aber nur in diesem Dreiklang!
Heutzutage eine fast revolutionäre These,
wo das heutige Credo lautet:
Man muss nichts wissen,
man muss nur wissen, wo es steht.
Wir leben in wirren Zeiten!
Weiterführende Literatur
- Lernen sichtbar machen:
Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von
Visible Learning ,
John Hattie (Bearbeitung:
Wolfgang Beywl &
Klaus Zierer),
Schneider Hohengehren, ISBN 978‑3‑8340‑1450‑4,
2014 (3. Aufl.), Taschenbuch, 472 S.
[Webseite zur Übersetzung aus dem Englischen
von Prof. Dr. Wolfgang Beywl inkl.
Faktorenübersicht, Glossar, Newsletter und Links]
- Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen:
Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von Visible Learning for Teachers ,
John Hattie (Bearbeitung:
Wolfgang Beywl &
Klaus Zierer),
Schneider Verlag Gmbh, ISBN 978‑3‑8340‑1300‑2,
2017 (3. Aufl.), Taschenbuch, 350 S.
- Lernen sichtbar machen aus psychologischer
Perspektive, John Hattie &
Gregory C. R. Yates
(Bearbeitung: Wolfgang Beywl &
Klaus Zierer),
Schneider Verlag Gmbh, ISBN 978‑3‑8340‑1500‑6,
2015, Taschenbuch, 349 S.
- Kenne deinen Einfluss! –
Visible Learning für
die Unterrichtspraxis, John Hattie &
Klaus Zierer, Schneider Verlag GmbH,
ISBN 978‑3‑8340‑1700‑0,
2017 (2. Aufl.), Taschenbuch, 207 S.
- Hattie für gestresste Lehrer.
Kernbotschaften und Handlungsempfehlungen aus John Hatties
Visible Learning und Visible Learning for Teachers ,
Klaus Zierer,
Schneider Verlag Gmbh, ISBN 978‑3‑8340‑1400‑9,
2014, 133 S. [Infotext MV,
ZUM‑Rezension,
Kernaussagen als PDF]
- Mit der Liebe! –
Der Rombrief von Don Bosco
und seine Bedeutung für die Pädagogik
und Jugendpastoral heute,
Don Bosco Verlag, 1. Aufl. (2009),
125 S.
- Didaktische Modelle:
Buch mit didaktischer Landkarte, Werner Jank & Hilbert Meyer,
2002 (11. Aufl.),
Cornelsen Scriptor, ISBN 978‑3‑589‑21566‑9,
400 S.
- Was ist guter Unterricht?
Mit didaktischer Landkarte, Hilbert Meyer,
2016 (11. Aufl.),
Cornelsen Scriptor, ISBN 978‑3‑589‑22047‑2,
192 S. [vgl. Webseite zu
gutem Unterricht und zu Lolationsstrategien: für einen Funken
Wahrheit in dunklen Zeiten ;‑]
- Unterrichtsqualität und
Lehrerprofessionalität.
Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts,
Andreas Helmke,
2015 (6. Aufl.),
Kallmeyer, ISBN 978‑3‑7800‑1009‑4,
414 S.
- Geist im Netz:
Modelle für Lernen,
Denken und Handeln, Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer,
1996 (1. Aufl.), Spektrum,
ISBN 978-3-8274-0572-2, 385 S. (Taschenbuch)
- Digitale Demenz:
Wie wir uns und unsere Kinder
um den Verstand bringen, Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer,
2012, Droemer TB, ISBN 978-3-426-30056-5, 368 S.
(Taschenbuch)
- Cyberkrank! –
Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit
ruiniert, Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer,
2015, Droemer TB, ISBN 978-3-426-30104-3, 432 S.
(Taschenbuch)
- Die Smartphone-Epidemie –
Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft,
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer,
2018, Klett-Cotta, ISBN 978-3-608-96368-7, 368 S.
(geb. mit Schutzumschlag)
- Siehe Liste der weiterführenden Literatur:
Linksammlung:
- 📋PDF-Downloads und
📢Vortrags-Zusammenfassungen.
Diese Seite enthält neben Fakten auch Deutungen
und Meinungen –
wenn diese deutlich von eigenen Erfahrungen abweichen,
bitte ich um eine E‑Mail.
Schließlich sollte man erst Recht auf einer Seite
zur Lehre
auch gegenseitig lernen –
und ich werde diese Seite entsprechend weiter anreichern,
ebenso durch die interessanten Erfahrungen,
die andere machen konnten, durften bzw. mussten.
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Erste Fassung: | 22. | Oktober | 2017 |
Letzte Änderung: | 17. | September | 2024 |