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Lehre

Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten / Fertigkeiten

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Inhaltsverzeichnis zu JMB's Seite zur Lehre


Vorerfahrungen 

Da ich kein Lehramtsstudium absolvierte, liegt der Eindruck nahe, dass ich vor dem Referendariat nur wenige qualifizierte Vorkenntnisse hatte. Daher beginne ich mit dem, was mich vor dem Quereinstieg mit vollem Referendariat in diesem Gebiet gefordert hat.
Eine Gymnasialzeit, bei der ich ca. 10 gute Lehrer  kennenlernen durfte, von denen ich profitiert konnte.
Ein Erstaunen, dass Personen neben mir (Mitschüler in Klassen 9‑12) immer besser wurden (bis zu sehr guten Leistungen), bei größerer Distanz aber wieder langsam schlechter wurden.
Eine mehrmonatige Betreuung eines Jungen im Streckgips wärend meiner Zivildienstzeit, mit dem ich Schulaufgaben machte und danach am Computer spielte.
Die Begleitung einer Lehrerfortbildung im Bereich Astronomie wie auch des Beobachtungspraktikums in meiner Anfangszeit der Astronomischen Institute.
Die vielen wissenschaftlichen Vorträge, die kleinen Technik‑Talks in der Kaffeerunde, die langen Diskussionen mit vielen internationalen Kollegen, die ich 🎓als Grundlagenforscher halten bzw. führen durfte.
Einen Diplomanden, den ich alleine parallel zum Ende 🎓meiner Doktorarbeit betreut hatte.
Meine Erfahrungen im 🥋Traditionellen Taekwon‑Do: die Begeisterung von Kindern, wenn sie mir als Anfänger etwas beibrachten; die strahlenden Augen, wenn sie ggf. mit meiner Hilfe etwas für sie sehr Schwieriges endlich geschafft haben; die Tatsache, dass eine Prüfung für jeden eine echte Leistung war; und die gegenseitige Unterstützung, damit jeder maximalen Lernfortschritt erzielen kann. Kein Wettkampf, sondern ein hartes Arbeiten an der eigenen Person – das Merkmal einer wahren Kampfkunst.
Die Unterweisungen im Bereich Unix/Datenschutz etc., die ich in unterschiedlichen Firmen in der IT‑Branche gab, und die Kollegen in dieser Zeit, die mir zeigten, dass Gruppenarbeit als Teamarbeit tatsächlich sinnvoll sein kann (solange TEAM nicht für Toll, Ein Anderer Macht's steht und alle füreinander einstehen).
Die 🛀EntspannungstrainerAusbildung und die vielen Personen, denen ich AT und andere Dinge sowohl in der IT‑Branche als auch später an Schulen weitergab.
Den Übungsleiter C beim Landessportbund, der mir aufzeigte, was bei Jugendlichen generell zu berücksichtigen ist, wie unterschiedlich Menschen sind und für mich die erste Lektion, dass ich bei ungerechtfertigten Angriffen auf andere sofort Stellung beziehen muss – auch wenn es zum persönlichen Nachteil gereicht. Sowie später abgerundet durch den Übungsleiter B, bei dem wieder viele Aspekt deutlich schärfer und unvoreingenommener durchdacht und angeboten wurden als man es in der Lehrerausbildung erleben kann.

 ) Damit war ich Spitzenreiter unter den ca. 150 Referendaren, mit denen ich mich austauschen konnte. Manche hatten nicht eine solche Person kennengelernt, was diese gerade zu dem Lehrer-Beruf motivierte. Peinlich an meiner Erfahrung nur, dass kein Physiklehrer unter den guten Lehrern war. Die besten waren vorrangig Lateinlehrer {aus der Mittelstufe}, ein Chemie‑ und ein Mathematiklehrer {aus der Oberstufe}, die nachhaltig bei mir einen sehr positiven Eindruck hinterließen und deren Verhalten und Vorgehen auch heute für mich vorbildhaft ist.

Referendariat 

Schnelleinstieg in Praxis, Übersicht der Theorie, Stresstest, Auslese nach Gefahrenpotential des Ausfalls.
So würde und müsste meine Kurzfassung lauten ... aber nun ausführlicher:
Das Referendariat bietet Praxis – man steht vor Schülern, kann verschiedene Lehrverfahren, Methoden, Sozialformen und ggf. auch Rollen, wie man mit Schülern umgehen will, ausprobieren.
Man wird mit Literatur konfrontiert, wenn man interessiert ist wird man schnell alle wesentlichen und sinnvollen Bausteine der Pädagogik übersichtlich zusammengestellt haben, wird vieles mit Referendarkollegen durchdiskutiert haben und bekommt unterschiedlichste Herangehensweisen und Begründungen von Ausbildern im Seminar und der Ausbildungsschule mit.
Aber das Seminar ist auch eine Zeit der Qual, der fehlenden Menschenachtung, der Lüge und der Ausgrenzung. Viele Referendare haben schnell Mobbing erfahren. Verantwortliche wollen davon dann nichts hören. Alle Referendar-Kollegen, die ich darauf ansprach, waren im Einzelkämpfermodus. Natürlich würde kein Anfänger freiwillig den Teammodus meiden, aber man erhält keinerlei Unterstützung.  An den Ausbildungsschulen geben Schulleiter zumeist die Parole aus, Referendare sind zur Entlastung da und ich sagte damals der Leiterin des Seminars, dass das Ganze ein reiner 💔Stresstest sei, um 🔥BurnoutGefährdete schon vorab auszusortieren. 
Es ist sehr schade – das Referendariat könnte eine Zeit der Freude sein, zumindest für alle Lehramtsanwärter, die ernsthaft, mit Fleiß und Hingabe, den Beruf als Berufung begreifen wollen. Genau dies wollen aber die Etablierten nicht. Einerseits, um nicht schlecht dazustehen, andererseits, um möglichst wenig zu arbeiten, und schließlich wird niemand einen Bonus für eine gute Lehrleistung bekommen (außer durch den wirklichen Respekt und die Dankbarkeit der unterrichteten Schüler; und was sollte wertvoller sein?), wie auch immer man gut definiert (Andreas Helmke und Hilbert Meyer liefern zur Frage nach gutem Unterricht mehr als Denkanstöße ‑ aber viele Schulleiter kannten nur eine der beiden Hauptpersonen, wenn überhaupt; vgl. Literatur weiter unten).
Ich bin dankbar ‑ für meine Schüler, von denen ich lernte, was mir noch fehlte ‑ und von denen ich immer noch lerne, was in anderen Situationen am besten zu verändern ist. Schon im Referendariat leistete ich zwischenzeitlich mehr Stunden als das volle Deputat. Ich brauchte Feedback, und die meisten Ausbildungs‑Lehrer haben mir dies versagt. Selbst für Ausbilder vom Seminar (Fach‑, Pädagogik‑Leiter) war es ein Problem, einmal ein längeres Gespräch zu führen – geschweige denn einmal offen über Lehrpläne und den Zeitgeist der heutigen Bildungslandschaft zu diskutieren. Ich habe mit jedem meiner erstklassigen Professoren der Physik, Mathematik, Strahlenbiologie oder Astronomie viel mehr Stunden diskutiert und offen gesprochen als mit den Ausbildern. Im Vergleich würde ich von Nullnummer sprechen, da dies schließlich eine Ausbildung sein sollte. Ich bedaure das ... aber ändern kann man dies wohl kaum; nicht solange sich politisch nichts ändert – somit ist der negative Einfluss der Politik zwangsläufig der letzte Punkt der Probleme, um die es in der heutigen Bildungslandschaft leider gehen muss.
Zu einer Zeit, in der man Ausreden findet, dass viele Gymnasiasten nicht einmal die Bruchrechnung beherrschen, die früher ein mittelmäßiger Hauptschüler beherrschte. Einer Zeit, in der das Abschneiden bei fragwürdigen Vergleichstests⚠️  wichtiger ist als der Prozentsatz erfolgreicher Studenten oder die Begehrtheit der erfolgreichen Absolventen auf dem Ausbildungs‑ und Arbeitsmarkt.
Als 🎓Grundlagenforscher fühle ich mich der Wahrheit verpflichtet, dies brachte mich aus der Grundlagenforschung und hält mich nun im Lehramt, so absurd dies auch klingen mag. Denn es geht um Menschen, die es Wert sind, dass man für sie auch Opfer bringt.

 ) Ich habe einige Personen im Lehramt gebeten, diese Seite durchzulesen, und es gab nur bei diesem Punkt von einem Kollegen die Rückmeldung, dass er das Referendariat (ein anderes Bundesland als das der anderen Befragten) als deutlich angenehmer und auf allen Ebenen kooperativer empfand. Generell sollten meine Aussagen nicht als absolutes Maß gesehen werden, dennoch bin ich sicher, hier symptomatisch wesentliche Probleme der Bildungspolitik in Deutschland anzusprechen. Diese Fußnote gilt nur der Vollständigkeit und es ist schon interessant, wenn ansonsten als Rückmeldung eine Wortwahl wie kann Deine Ausführungen in weiten Teilen unterstreichen gewählt wird oder der Spruch: Das Referendariat dient dazu, halbfertige Lehrer fertig zu machen. ergänzt wird. Somit sehe ich die eine Rückmeldung in diesem speziellen Punkt als positive Ausnahme und leider gegenwärtig nicht als Regel an. Es sollte –- ja müsste – generell anders laufen als beschrieben.

)  Zuvor hielt ich auf ihren Wunsch einen Vortrag über 🎈Entspannungstechniken in meinem Referendar‑Jahrgang und gab ein übersichtliches Handout heraus [vgl. 📋PDF‑Downloads: AT, entsprechend dem 2. PDF], nachdem allen Ernstes Zeitmanagement als Mittel gegen Burnout empfohlen wurde. Da wäre schon die Empfehlung, tief durchzuatmen, sinnvoller, da alle Referendare erfolgreich ein Studium absolvierten. Ich gehe davon aus, dass alle Schüler mit Abiturschnitt besser als 3,0 Zeitmanagement ausbaufähig beherrschen ...

⚠️)  Diese Vergleichstests werden beim letzten Punkt der Probleme, sozusagen dem Α und Ω (d.h. dem Anfang und Ende) der Probleme, der politischen Einflussnahme (dort vorletzte Fußnote), beleuchtet. Einige Vertreter dieser Tests sind z.B.: [Wikipedia-de-Icon]PISA, [Wikipedia-de-Icon]Vera (IQB-Info), [Wikipedia-de-Icon]IGLU/PIRLS und [Wikipedia-de-Icon]TIMSS.


Einstellung zum Lehramt

Als Schüler wie als Kollege konnte ich viele unterschiedliche Herangehensweisen bzw. Basismotivationen beobachten (zu 🌠meiner persönlichen Motivation ist eine eigene Seite zu finden – zudem auch ein Abschnitt auf den jeweiligen Seiten zu meiner Beziehung bzw. Erfahrungen hierzu, wie bei der 🎓Grundlagenforschung, 🐧GNU/Linux, 📜TEX/LATEX, 💾Programmieren, 🕹️Spiele, 💺Autogenem Training oder 🥋Traditionellem Taekwon‑Do).
Auch wenn Schubladendenken normal nicht meine Sache ist, aber bei der folgenden Lehrer‑Kategorisierung ✨   werden viele sofort ein Bild einer Lehrperson vor Augen haben:
So ergriff man den Lehrerberuf  um ...
... eine ruhige Kugel zu schieben (Stichwort: morgens hat man Recht, nachmittags frei),
... für die Butter auf's Brot (d.h. aus Alternativlosigkeit; zu wenige Stellen beim Traumberuf, zu hohe Voraussetzungen),
... um Karriere zu machen (man engagiert sich außerhalb der Schule, nur um voran zu kommen – ein Scheinleben, ggf. bis zum Politiker; Schüler werden in Kauf genommen),
... um Wissen weiterzugeben – insbesondere an junge Heranwachsende (ich studierte nicht auf Lehramt, hätte dies aber als Hauptmotivation gesehen – die Lehrämtler, die ich kennenlernte, führten dies nicht an; es war meine anfängliche Motivation, auch wenn mein eigentlicher Grund tiefer verankert war),
... um Heranwachsenden zu helfen (ebenfalls ein guter Grund, allerdings von recht wenigen ... man wird dann sofort mit Sozialarbeitern verglichen – oder was man mir schon häufiger sagte 🤗gleich einem Priester),
... um zu einem sinnvollen Leben beizutragen (dies mag mit 20 Jahren kaum ein Grund sein, ab einer gewissen Lebenserfahrung sehr wohl, wenn man sich nicht schon mit oben angeführten Punkten verbunden hat).

Diese Kategorisierung hat natürlich direkte Auswirkungen ‑
1) auf Schüler:
Die ersten drei Kategorien werden keinen spannenden, begeisterten Unterricht machen können ‑ die Schüler verlieren das Interesse am jeweiligen Fach, werden ggf. mit Geringschätzung behandelt und bekommen ggf. ein Du bist eben in ... nicht gut zu hören. Das später wieder auszugleichen, was hier an Wunden geschlagen wurde, fällt dann den unteren drei Kategorien zu und ist unglaublich schwer. Selbstvertrauen kann schneller ab‑ als wieder aufgebaut werden. Zumindest geht es.
Zudem werden durch das wenig interessierte Verhalten auch die Gruppendynamik der Schüler nachhaltig negativ beeinflusst. Gegenseitiges Ablenken bis hin zu Mobbing, das auch Unterschiede aufgreift und beliebig ausgrenzend wirkt, kann Schule machen. Da hilft auch kein noch so gut gemeintes Schild oder Graffiti mit Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage.
Ein Miteinander kann nicht erzwungen werden und es braucht genügend ernsthaft sozial Engagierte. Eine soziale Gruppe erkennt man an der gegenseitigen Unterstützung und Wertschätzung (gemeint ist echte, nicht die aufgesetzte über Seminare in wertschätzender Kommunikation – im Märchen fraß der böse Wolf ja auch Kreide – heute sind wir hier weiter und bieten zur Unterstützung falschen Verhaltens Seminare in Tarntechniken) und ob die Gruppe eine neue Person aktiv aufnimmt oder die neue und sowieso schon überforderte Person sich selbst integrieren‑soll und bei der Pseuso‑Gemeinschaft auch muss. Und wie immer gibt es Vorbilder und Nachahmer ... ein Verstärkungsfaktor, den einzelne bei noch so großem Enthusiasmus nichts entgegensetzen können.
2) auf Kollegen:
Was ist es nun ... alles und wahrscheinlich noch viel mehr wird man vorfinden. Letzten Endes ist es etwas Persönliches. In vielen Lehrerkollegien kann kaum etwas mehr Ärger entfachen als Engagement und wirkliche Begeisterung ... Telefonnummern und E‑Mail-Adressen an Schüler herauszugeben wird offiziell für gut geheißen, da es dem Dreieck Lehrer – Schüler – Eltern zugute kommt, sorgt meist aber schon für das Ende der Kollegialität.
Schließlich weckt man damit Begehrlichkeiten, zeigt Mängel anderer indirekt durch das eigene Engagement und ist den ersten beiden – meist sogar den ersten drei Gruppen – mehr als nur ein Dorn im Auge.
Manche erinnert es aber auch an ihre eigenen anfänglichen Ziele, die all zu schnell aus Enttäuschung oder / und auch Selbsterhaltung mit den Zielen weiter oben in der Liste getauscht wurden.
Ebenso ein schweres Vergehen, wenn man Verbesserungsvorschläge macht. Im günstigsten Fall wird unterstellt, man mache es nur, um selbst einen Vorteil zu haben. Natürlich steht es einem nicht zu, wenn man nicht wenigstens zwei ... fünf ... zehn ... zwanzig ... Jahre an der jeweiligen Schule verbracht hat. Und man polarisiert, weil die ggf. vorigen Fehlentscheidungen zumindest indirekt angeprangert werden, die ja von einzelnen hart erkämpft und von der Mehrheit ehemals abgesegnet wurden. Wer da einfach mit Fakten kommt ... hat schon verloren (gemäß der alten asiatischen Weisheit: Wer die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd.).
Neben der generell schlechten Behandlung sind diese beiden Themenkomplexe wohl wichtige Punkte, warum so viele Lehrer und natürlich gerade die Quer‑ und Seiteneinsteiger, die ja einen oder gar mehrere vollwertige Berufe bewiesenermaßen beherrschen und dadurch eigentlich für eine lebensnahe Schule unschätzbar wertvoll wären, sich einer anderen Tätigkeit zuwenden (müssen).

 ✨ )  Man bedenke, dass auch mehrere Punkte zutreffen können und einige Punkte sich auch gegenseitig ausschließen. Wem Schülerkontakt wichtig sind, der wird z.B. nicht die Karriere hoch ansetzen.
Die Punkte sind eher nüchtern vorgebracht und ernst gemeint – als Denkanstoß. Wer eher eine humorige Lehrereinteilung sucht, die überzeichnend witzig ist, sei auf:
➾ Lehrer‑Deutsch, Deutsch‑Lehrer, Hans Klaffl, 2012, Langenscheidt, ISBN 978‑3‑468‑73856‑2, 128 S.
verwiesen. Denn Lachen ist schließlich gesund.

)  Die gegebenen Punkte kann man auf alle Berufe mehr oder weniger gut anwenden ‑ somit können sich alle Berufstätigen kritisch hinterfragen, wo sie sich sehen – und was Vor‑ und Nachteile je nach Punkt sind (so tragen die letzten drei Motivationen bei fehlender Balance ggf. zu 🔥Burnout bei).
Schüler können sich fragen, wo sie ihre Lehrer einsortieren und was zur Beliebtheit mehr beiträgt.
Und schlussendlich können sich Eltern fragen, welchen Lehrer‑Umgang ihren Kindern am besten tut und was sie sich für ihre Kinder wünschen würden (auch wenn im Bildungsumfeld der Spruch gültig ist: Schule ist kein Wünsch-Dir-Was, Schule ist ein So-Isses – der Lieblingsspruch meines praktischen Mathematik-Fachleiters).


Jüngste Probleme der Bildungspolitik

In diesem Abschnitt geht es um grobe Fehlvorstellungen, die sich einschlichen und heute als Dogmen den Neueinsteigern im Referendariat wie auch allen Lehrern auf Lehrgängen immer wieder eingetrichtert werden. Es gleicht einer Gehirnwäsche  und soll vorrangig dazu dienen, dass sich Schule ändert – egal ob dies bedeutet, dass auf Grund der schlechten Ausbildung nur wenige trotzdem in Studium und Beruf erfolgreich sein können.
Diese negative Strömung wirkte seit Mitte der 80‑er Jahre sehr nachdrücklich auf das Ausbildungsniveau und sorgte für eine komplette Schieflage ab den 90‑ern, die als Reaktion auf den [Wikipedia-de-Icon]PISA‑Schock viel diskutiert wurde.
Ich habe mich bemüht, die Hauptkomponenten zu identifizieren und gemäß meiner Erfahrung auch zu beleuchten. Man sollte sich vor Augen führen, dass es um das rechte Maß geht und viele Punkte richtig angewendet einen positiven Effekt haben können, aktuell aber alles aus dem Ruder gelaufen ist.

)  Dieses Wort ist sehr stark, es wurde aber so von einigen Referendaren empfunden und benutzt. Ich merkte auch an mir, dass ich mich in Wellen gegen diese Prägung zur Wehr setzte (mit über 40 Jahren sollte man mit oben kurz skizzierter Vorerfahrung widerstandsfähiger sein) und sich immer mehr in Diskussionen die Wahrheit zeigte.
Weswegen dieses Wort auch als passend gewählt bezeichnet werden muss ist die Tatsache, dass z.B. Hattie, d.h. die beiden bekannten Bücher (siehe Literatur am Ende der Seite), vollkommen sinnentstellt präsentiert werden und so von Lehrerverbänden Artikel herausgebracht werden, in dem Hattie klar zu diesem Missbrauch seiner Studie Stellung bezieht. Ich empfehle allen Unschlüssigen, beide Bücher einmal selbst durchzulesen und das sich daraus ergebende Bild mit dem, was auf staatlichen Veranstaltungen von Hattie widergegeben wird, zu vergleichen.


Kompetenzorientierung 

Früher gab es Wissen, das an Hand von Beispielen und Fachmethoden eingeübt wurde, Stoffpläne, die klar strukturiert und aufeinander aufgebaut sein sollten, Abstraktion war am Gymnasium ab Klasse 7 Pflicht, und am Ende stand die Eignung, mit dem Abitur ein jedwedes Studium aufnehmen zu können. Warum nun nicht mehr Wissen sondern Kompetenzen im Vordergrund stehen, beleuchtet ein kurzer Exkurs.
Ich verstehe unter Wissen klassisch das, was heute als vernetztes, belastbares Wissen bezeichnet wird und halte den Pseudobegriff passives Wissen schlicht für ein [Wikipedia-de-Icon]Oxymoron. Hier wurde sehr stark für Verwirrung  gesorgt, was schlussendlich zur weiten Einführung der [Wikipedia-de-Icon]Kompetenzen in den 1990‑er Jahren geführt hat.
Die Kompetenzen sind eigentlich ein granulares, diagnostisches Raster der Pädagogik, das im Schulalltag nur vollkommen verstümmelt Anwendung findet (und auch nur finden kann), so dass auch einige der ursprünglichen Unterstützer bzw. Initiatoren für eine Abschaffung waren/sind.
Ich schließe mich dem nachfolgend verlinkten Kurzfilm nicht gänzlich an, aber unter dem Strich sollte die heutige Situation – wie auch deutlich gemacht das System (nicht die Menschen) – Wut erzeugen (vgl. 💔Stress und 🎒Schülerstress), wie im Kurzfilm von Prof. Dr. Harald Lesch [YouTube-Icon] Unser Schulsystem ist Mist! (21.09.2017; siehe auch gleichnamigen Blog-Beitrag) anschaulich und engagiert ausgeführt.
Es wären hier noch zwei weitere bedeutsame Fehlvorstellungen zu nennen: Binnendifferenzierung bei beliebiger Spreizung der Voraussetzungen und der Schüler als Experte; vorher sollte aber auf die Methodenvielfalt eingegangen werden, da diese mit den Kompetenzen unmittelbar in Zusammenhang steht.

)  Meiner Kenntnis nach von Psychologen ‑ ich nehme gerne anderslautende Infos entgegen und stelle dies dann hier klar – im Falle der Moralerziehung, siehe Dilemma‑Diskussion [nach Prof. Lind; siehe auch Lehrerfortbildung-BW], habe ich dies aus Quellen direkt ersehen können. Man könnte hier zu Recht die Frage der [YouTube-Icon] Kompetenz-Kompetenz (Edmund Stoiber) stellen. Zumal die, die die Kompetenzen in Deutschland einführten, nach kurzer Zeit zu Recht für deren Abschaffung eintraten, weil diese in der Praxis nie wie beabsichtigt – geschweige denn sinnvoll – verwendet wurden. Es bleibt ein netter theoretischer Ansatz, zu dem der negativ gemeinte Begriff Elfenbeinturm sehr gut passt.
Daher stelle ich auch bewusst bei Quellen zu dieser Seite über die Lehre vorrangig die heraus, die Logik und Klarheit bringen und eine sinnvolle Richtung ausweisen können, was heute mehr als nötig ist: die evidenzbasierte Forschung um John Hattie sowie die Hirnforschung, am anschaulichsten wohl durch Manfred Spitzer vertreten.


Methodenvielfalt 

Methoden sind notwendig, um den Paradigmenwechsel von Wissen zu Kompetenzen auch vollziehen zu können.
Schließlich darf es nicht mehr um Inhalt gehen (ehemals Stoffpläne als Lehrplan), sondern Kompetenzen sollen im Mittelpunkt stehen und Methoden, die man auf alles anwenden können soll. Stattdessen sorgen Kompetenzen für ein Umgehen mit den Dingen, auch denen, die man nicht behandelt hat (ein Ummünzen des bekannten Mut zur Lücke).
Nun ist es aber problematisch, da dies wieder von der Didaktik ausgeht; Methoden werden in Fächern benötigt, um eben Resultate zu erzielen, daneben gibt es noch Methoden zum Vermitteln von Kompetenzen. Jeder G8‑Lehrplan verdeutlicht sofort, was der Unterschied zum Stoffplan bedeutet ‑ eine deutliche Verwirrung.
Viele Lehrbücher teilen die Fächer ein in Didaktik (Lehrkunst: Warum mache ich was?) und Methoden (Methodenreflexion: Wie mache ich was?). Diese Methodenvielfalt stellt heute aber häufig mehr eine Ablenkung als einen Sinn dar, zumal die eigentlichen Methoden oder Vorgehensweisen in Mathematik bzw. Physik recht klar und einfach sind – und ein Gruppenpuzzle gehört nicht dazu – ebensowenig wie das Stationenlernen.
Ich sage nicht, diese Methoden sollen nicht verwendet werden, aber einen sinnvollen Einsatz  bei Schülern in Mathematik oder Physik konnte ich noch nicht erleben. Deren Einsatz aber schon öfter. Interessant auch, wie Erwachsene darauf reagieren, die einen Beruf beherrschen (und unweigerlich die versteckte Kamera suchen). Hier fehlt es der Pädagogik (Theorie und Praxis von Bildung und Erziehung) eindeutig an Bodenständigkeit bzw. wirklicher Praxis.
Nach der Methodenwahl kommt dann die Wahl der Sozialform: (Einzel‑, Partner‑, Gruppen‑) Arbeit, (S‑S-, L‑S-, Murmel-) Gespräch, (S-, L-) Vortrag.
Auf diese Weise lässt sich ein Unterricht gestalten, in dem mehr als 5 Methoden verwendet werden können und ggf. sogar Sozialformen mehrfach abwechseln.
Abwechslungsreich ist diese Form des Unterrichts, am Ende weiß der Schüler aber ggf. nicht mehr, was er sollte.
Manche planen gar umgekehrt ... und vergessen das Primat der Didaktik und erleben zumeist, dass die Schüler keine Kompetenz erlernt haben.
Bei einem Zuviel an Methoden verwende ich gerne den Spruch:
Nun bilden wir einen Stuhlkreis, fassen uns an den Händen, summen oooohhhmmmmm – und schweben zur Decke –
und bin immer wieder überrascht, dass meistens erst bei zur Decke böse Blicke kommen.
Ich bin auf Grund meiner Erfahrungen davon überzeugt, dass die Psychologen hier zu viel Einfluss hatten ... die Hirnforschung blieb auf der Strecke. Hätte die Umgestaltung von Wissen und Fähigkeiten zu Kompetenzen und Methoden wirklich einen positiven Sinn, müsste der heutige darauf basierende Unterricht nachhaltiger sein – was er nachweislich nicht ist.

)  Sinnvoll bedeutet an dieser Stelle im Zusammenhang mit Methoden, dass es in kürzerer Zeit und/oder von mehr Schülern und/oder mit größerer Langzeitwirkung und damit vernetzter gelernt wird als mit anderen Methoden. Daneben kann es sehr wohl einen guten Grund geben, wenn nämlich sich die jeweilige Lehrerpersönlichkeit mit bestimmten Methoden wohl fühlt. Der Effekt eines Lehrers ist immer dann am besten, wenn er von seinem Vorgehen überzeugt ist und Leidenschaft ausströmt! [So hat die Klarheit der Lehrperson eine Effektstärke von d = 0,75 und die Lehrer-Schüler-Beziehung eine von d = 0,72 nach Hattie, werden also als gut wirksam eingestuft, wohingegen (Neue) Medien eine lediglich recht geringe Wirkung mit d = 0,22 entfalten kann.]
Unterm Strich muss sich die Lehrperson beim Vorgehen wohlfühlen und darf nicht durch künstlich aufgezwungene Methoden, Sozialformen oder gar Lehrverfahren gegängelt werden bzw. sich so fühlen.

Binnendifferenzierung 

Binnendifferenzierung, auch innere Differenzierung genannt, bezeichnet in der Pädagogik eine individuelle Förderung einzelner Lernender innerhalb der bestehenden Lerngruppe durch schul- und unterrichtsorganisatorische, inhaltliche und methodische Maßnahmen – ein produktiver Umgang mit Heterogenität.
Das dem zugrunde liegende Bild ist wunderschön:
Es sei gesund, unterschiedlichste Befähigungen in einem Raum zu mischen und man könne auch die extremsten Unterschiede dank Binnendifferenzierung für den Unterricht nutzen.
Ein Oberstufenleiter eines Gymnasiums meinte zu diesem Punkt:
Binnendifferenzierung ist eine Lüge. (diese Äußerung wurde auch wiederholt vor Eltern gemacht).
Die Politik sucht ihr Heil in der Binnendifferenzierung als Sparmodell: integrierte Gesamtschulen möglichst mit Inklusion [deutlich: eine Spreizung von Förderbedarf bis Hochbegabung], wozu dann gleich die folgende These mit Experten‑Schülern passt, denn eine effiziente Wissensweitergabe erfordert den selben Stand – der Methodenzauber (besprochen im vorigen Abschnitt), von einem Referendarkollegen als Kindergeburtstagsunterricht bezeichnet, braucht dies nicht. Hierzu gesellen sich dann noch manipulative Lehrverfahren⛓️, die z.B. mit kompletter Weg- und Zieltransparenz zu Beginn und einer nur mittleren Lernbarriere lediglich durch ein (meist implizites) suggestives das hast Du ganz alleine geschafft einen Lerneffekt erzielen.
In unterschiedlichen Lerntempi vorgehen zu können bedeutet, sehr viel Effizienz einzubüßen und dadurch extrem langsam vorzugehen (ohne dass es dabei den Schülern zu Gute käme): im besten Fall laufen i. Gesamtschulen den Gymnasien fachlich um 2 Jahre hinterher (machen z.B. den Abschlusstest Klasse 7 in Klasse 9, wenn man eine solche objektive Bewertung überhaupt zulässt). Daher sorgen alle guten Lehrer am Anfang der Oberstufe in ihrem Fach für eine gemeinsame Grundlage, auf der alle entsprechende Lernfortschritte machen können.
Binnendifferenzierung im Bereich von echten Gymnasien oder im Bereich von Hauptschulen ist schwierig genug, bei noch weiterem Feld ist es die Quadratur des Kreises (für Nichtmathematiker: eine unmögliche Aufgabe, die zum Scheitern verurteilt ist). Öffentlich möchte dies aber niemand klar sagen.
Ein ehemaliger Schulleiter eines Gymnasiums gab einmal eine Fortbildung in Binnendifferenzierung und warb dafür in buntesten Farben. Mit harten Fakten aus dem Kollegium konfrontiert meinte er, dass er aus seiner Erfahrung von Binnendifferenzierung nichts hielte, es gehe hier nur um mögliche Vorgehensweisen.
Eine Person der Schulleitung einer Gesamtschule, die sich langjährig um Inklusion kümmerte, die an dieser Schule mit als erstes in Deutschland eingeführt wurde, meinte in einer Konferenz auf Nachfrage:
Vor qualifizierten Abschlüssen muss die Binnendifferenzierung aufgelöst werden.
   Nur mit äußerer Differenzierung sind Abschlüsse wie BBR (berufsbildende Reife = Hauptschulabschluss),
   MSA (mittlerer Schulabschluss = Realschulabschluss) oder gar Abitur möglich.

Im Prinzip sollte dies alles sagen – mich erschrak aber der Nachsatz (auf MSA und BBR bezogen, d.h. die 10. Klasse):
Ich würde es begrüßen, wenn die Industrie und andere Bereiche sich mit den Lernentwicklungsberichten begnügten
   und man so bis zum Schluss die Binnendifferenzierung aufrecht erhalten könnte.
.
Es gibt einen Grund, dass die Abschlüsse gefordert sind und sich die Universitäten und auch das Handwerk über das jetzige Abitur beklagt: das sinkende Niveau. Einigen Schülern machen die Veränderungen nichts aus, aber mittlerweile kommt die Mehrheit nicht mit den heutigen Anforderungen klar. Studienabbrecherquoten von über 70% gibt es erst, seit man das Bildungssystem in den 1990‑ern auf Grund des [Wikipedia-de-Icon]PISA‑Schocks reformiert (und darauf mit Bachelor & Master viele Studiengänge zu Stresstests statt Wissens- und Fähigkeitserwerb umfunktionierte) ... in Tests wurde es besser, die Praxis zeichnet aber ein anderes Bild – und dies gilt ebenso für die neuen Studienabschlüsse.
Vielfach hörte ich den Spruch wir wollen alle keine Hauptschulen mehr. Ich hatte das Glück, zwei Hauptschulklassen unterrichten zu dürfen (Grüße an meine 10A und 10C von 2015/16) und fand dies klasse. Ich habe nichts gegen Haupt- oder Realschüler noch gegen Gymnasiasten, aber die Mischung ist eine Katastrophe – ich möchte nicht mehr an integrierten Gesamtschulen oder Oberschulen unterrichten. Kollaborative Gesamtschulen haben schon funktioniert (allerdings waren die Einsparungen dort wohl noch nicht hoch genug), insbesondere wenn zumeist eine saubere Facheinteilung nach der Leistung erfolgt bzw. eine Durchlässigkeit nach Leistungsstand möglich ist.
Was das Verhalten angeht: ein Schulpsychologe einer Gesamtschule sagte mir einmal im Gespräch, dass bei Mischung sich alle am kleinsten Nenner😈  orientieren (bzw. Orientierung nach unten). Nirgens sieht man so extreme Bedingungen, die nachhaltig den Unterricht auch von erfahrenen Kollegen immer wieder phasenweise unmöglich machen, wie bei iGS‑en und Oberschulen.
Als ich in dem Zusammenhang im Kollegium die Frage nach der Schulreife bestimmter Schüler stellte, kamen böse Blicke. Ein halbes Jahr später warfen eben diese Personen genau diese Frage auf.

😈)  Probleme durch Verwahrlosung sind vielfach untersucht – und sind auch Kern von Don Bosco's Schilderung am Oratorium, die sich als Zeiteffekt einstellte und mit Liebe zu bekämpfen sei. Jugendliche identifizieren sich mit der Peergroup (gleichaltrige, typisch in derselben Klasse bzw. im Jahrgang; ggf. weitere vereinigende Merkmale), bauen Distanz zu anderen Gruppierungen auf, insbesondere zu Erwachsenen, was bis zur Aufgabe individueller Berdürfnisse und moralischer Ansprüche gehen kann. Gesamtschulen zeigen diese Ausrichtung nach unten (moralisch geringere Werte – von Prinzipien gar nicht zu sprechen). Meine Großmutter wusste schon zu warnen: Ein fauler Apfel steckt die andern an! Manchmal erkennt man sogar mafiöse Strukturen, in denen man niemals Erwachsene auch bei extremstem Mobbing / Stalking / Erpressung um Hilfe bitten würde, um die Peergroup nicht zu verraten, eher kommt es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Ein Punkt, der in jedem Internat und an vielen Ganztagsschulen wie auch allen Gesamtschulen im Auge behalten werden muss. Eine Impfung wäre die Generationenlösung, d.h. Austausch bei Schwierigkeiten zwischen drei Generationen, was häufig im Schulalltag bewusst vermieden wird (zu Gunsten der Homogenität des Kollegiums).
Und für Lehrer mit anspruchsvollen Fächern (wie Mathematik oder Latein) ist es notwendig, dass man schätzt und teilt, was den Heranwachsenden wichtig ist – Don Bosco gab den Rat, Seele der Freizeit zu sein. Ein schönes Bild und auch notwendiges Vorbild für ein sinnvolles Schulleben, wie man es heute kaum mehr antreffen kann.

Schüler als Experten & Bulimielernen

Hierbei gilt als Credo, man müsse nur Schüler in ihrer Lebenswelt abholen, machte sie darüber zu Experten und sie könnten sich dann gegenseitig die Welt erklären. Der erste Teil ist sinnvoll und wird zumeist auch vorgenommen, der zweite Teil eher ungewöhnlich und der dritte ... wishful thinking.
Entsprechend des vorigen Punktes meinte besagter Oberstufenleiter eines Gymnasiums zu dieser wunderschönen Vorstellung:
Wenn ich Schüler meines [Physik-] Leistungskurses alleine lasse, erzählen sie sich den letzten ... (...: sinngemäß Unsinn; unter Kollegen wiederholt gemachte Äußerung).
Wie beim vorigen Punkt angedeutet drängt sich der Eindruck auf, als Endziel stehe die Abschaffung des Lehrers ersetzt durch einen Roboter [🤖], der stumpf Aufgaben rausgibt und je nach Erfolg variiert. Denn man braucht schließlich keine Vorbilder mehr – und auch Empathie ist bei einem Lernbegleiter nicht mehr gefragt. Die Praxis spricht da eine ganz andere Sprache und manchmal ist man ob solcher Fantasien schlicht sprachlos. Zumal es sich bei solchen Vorstellungen um gymnasiales Niveau handelt, es ist nicht auf die Grundschule/Primarstufe☃️  beschränkt, was man vielleicht annehmen könnte. Der Punkt wird nachfolgend noch einmal aufgenommen.
Zudem neigen viele Schüler dazu, sich möglichst wenig anstrengen zu wollen. Einige beginnen z.B. die Nachhilfe gleich mit dem Statement, man wolle nur eine Vier und möchte sich möglichst wenig mit dem Thema auseinandersetzen (zu dieser Haltung passt der Ausspruch: Wasch' mir den Pelz, aber mach' mich nicht nass). In solchen Fällen wird eine Änderung der Einstellung / ein Fordern benötigt, was ggf. auch für das Selbstvertrauen des Schülers wichtig ist.
Es gibt auch viele falsche Lernstrategien. Das Übelste ist wohl das bekannte [Wikipedia-de-Icon]Bulimielernen 🤒  , das entgegen der Meinung vieler schwacher Schüler und Studenten kein Schlüssel zum Erfolg, sondern zum Selbstbetrug ist. Und Betrug ist es, da es die ungünstigen Prüfungssituation ausnutzt: der selbe Bereich wird nicht mehrfach über Wochen abgefragt, so dass man tatsächlich seine Klassenarbeiten/Examen bestehen kann, wenn man kurzfristig (Spezialisten fangen erst am Vortag der Prüfung an) alle Informationen auswendig lernt oder paukt, es dann bei der Prüfung im wahrsten Sinne des Wortes erbricht – also reine Reproduktion (Anforderungsbereich Ⅰ), denn Reorganisation (AFB Ⅱ) und erst recht Transfer (AFB Ⅲ) benötigt Vernetzung, die auf diesem Wege nicht zu erlangen ist, und man schon Tage danach dieselbe Prüfung nicht mehr bestehen könnte. Was viele nicht bedenken: bei jeder Überprüfung ist derselbe Stress von Neuem fällig – und wenn sehr vieles gleichzeitig abgefragt wird (Abitur, Diplom-/Master-Prüfung), wird das Resultat auch ganz anders sein. Zudem stärkt es das Selbstvertrauen nicht, denn es ist einem bewusst, dass der Stoff nur im Kurzzeitgedächtnis abgelegt wurde, und es kann auch kein Erfolg oder gar Stolz auf diese Leistung aufkommen. Nur Personen, die extrem unerfahren oder von geringer Intelligenz sind, würden diese Strategien (entsprechend auch abschreiben/fuschen) öfter bzw.auf Dauer verwenden.
Letzten Endes ist und bleibt dies ein Erziehungsproblem, was häufig an Schulen niemanden interessiert (man will ja Abschlüsse vergeben können) und selbst viele Eltern würden wohl geneigt sein, für ihr Kind einen sehr guten Abschluss zu erhalten, auch wenn das Kind dabei nichts gelernt und keine Erfahrungen für das Leben hinzugewonnen hat.
Dies mag auch zum Einbruch des Bildungsniveaus geführt haben, da man in Zeiten des überhäufigen Gebrauchs des Wortes Nachhaltigkeit gleichzeitig zu extremer Kurzsichtigkeit neigt (vgl. letzter Inhalts-Abschnitt zur Politik).

☃️)  Grundschulen unterscheiden sich komplett von Gymnasien, man darf hier nicht bedenkenlos mischen. Vieles, was heutzutage von Pädagogen anvisiert wird – inkl. der Interactive Whiteboards mit allenfalls 👑FullHD‑Auflösung (vgl. 💔Stress-Auslöser im Zusammenhang mit der völlig verfehlten Richtung der schulisch anvisierten Nutzung neuer Medien), ist allenfalls für die Anfangsjahre bis maximal Ende der Orientierungsstufe (d.h. Ende der Klasse 6) fachlich tauglich – kostet aber über 3× mehr als eine professionellere und Oberstufen-taugliche Lösung mit Computer, hochauflösendem Beamer und Dokumentenkamera, wie von Medienkompetenz-Centern empfohlen aber von der Politik anders erzwungen. Eine persönliche Empfehlung einer Klassenraum-Multimedia-Einrichtung wäre z.B.:
Für kleine Gruppen wäre statt eines Beamers 🎷ein UHD-TV von 55" (höhere Auflösung, deutlich besserer Kontrast und Farben sowie weniger Tageslicht-scheu) eine sinnvolle Variante, die ich auch mit meinem Gerät erfolgreich ausprobiert habe.

Es ist auch interessant, wie viele Grundschullehrer hier vorrangig tätig sind, als gäbe es keinen Unterschied – obwohl das Studium an das Niveau des Abiturs anknüpfen muss, das Sek. II‑Lehrer beherrschen müssen (oder zumindest sollten), wohingegen Grundschullehrer auf dem Kindergarten-Niveau beginnen. Beides hat seine Herausforderungen, aber wie beim nächsten Punkt dargelegt steht offener Unterricht, der häufig auch für das Gymnasium angepriesen wird, im klaren Widerspruch zu Effizienz und hohem Niveau, das für das Abitur erforderlich ist. Auch die Erziehung muss Neugierde / Freude am Lernen, Disziplin und Liebe beinhalten und vermitteln, ein Laisser-Faire passt nicht.

 🤒 )  Ein weiterer Aspekt dieses [Wikipedia-de-Icon]Bulimielernens wird in Kenne deinen Einfluss! (S. 122; siehe Weiterführende Literatur unten) erörtert, dass nämlich Schüler mit sachfremder oder extrinsischer Motivation (von außen aufgeprägt wie ein Prüfungstermin) nur zu Oberflächenverständnis führt – das Bulimielernen ist hierbei einer der kurzfristigsten Strategien und hat mit Wissenserwerb nichts zu tun – wohingegen sachbezogene oder intrinsische Motivation (von innen aus dem Schüler selbst: Neugierde, Interesse, Forschungsdrang, Wunsch des Verlustes von Schwachpunkten etc.) zu einem Tiefenverständnis führt und man davon langfristig profitieren kann.

Vorgegebenes Ranking der Lehrverfahren

Bis 1990 war das dominierende Lehrverfahren das lehrerzentrierte oder auch expositorische Lehrverfahren, das darstellend, darbietend bzw. vortragend in einen Sachverhalt einführt, das Vorgehen mustergültig aufzeigt und Zusammenhänge knüpft.
Die Linie des Dreiecks: Lehrer – Schüler – Inhalt ist Lehrer – Inhalt – Schüler.
Nach Hattie ist es immer noch das effektivste Lehrverfahren, auch wenn nach Zahlen das schülerzentrierte Lehrverfahren höhere Werte erzielt – durch den Charme des Neuen, wie Hattie aufzeigt.
Die Bildungspolitik will davon nichts wissen, hier wird Hattie bewusst falsch zitiert, das expositorische Lehrverfahren wird als Frontaluntericht verunglimpft – von Schulvermeidern vielleicht auch kein Wunder.
Als schülerzentriertes Lehrverfahren ist in Mathematik und Physik vor allem das Problemlösende Lehrverfahren in aller Munde: forschend, erkundend, entdeckenlassend, interpretierend. Eigentlich rund um sinnvoll – bis man genauer Bescheid weiß: Komplette Ziel- und sogar Wegtransparenz ist zu Beginn herzustellen, es tritt zudem nur eine mittlere Lernbarriere auf und der Effekt kommt durch ein (implizites oder auch explizites) das hast Du ganz alleine geschafft zustande. Der Lehrer sagt meist nichts, hat eine Folie etc. mit dem Problem erstellt und gibt ansonsten allenfalls stumme Impulse.
Das nennt man heute guten Unterricht, da die Schüleraktivität im Vordergrund  steht, nicht das Schüler-Verständnis. Hier erfolgt die Linie als Schüler – Inhalt, der Lehrer spielt keine Rolle mehr (außer als Impulsgeber und Material-Bereitsteller).
Das Fernziel könnte sein, irgendwann den Menschen – der lehrt und als Störung verstanden wird – durch einen Roboter zu ersetzen.
Dies deckt sich mit dem Wunsch, heutzutage den Unterricht zu öffnen, d.h. die Schüler organisieren selbst ihr Lernen, der Lehrer erhält die Rolle des Lernbegleiters, der nur die bedürfnisgerechten Lernumgebungen bereitstellt. Auch gegen diese Vorstellung hat sich Hattie im Interview klar gewandt und die aktive Lehrerrolle für lernwirsamen Unterricht betont.
Für mich ist das Problemlösende Lehrverfahren ein rein manipulatives Lehrverfahren⛓️ , gegen das ich mich als Schüler auch aufgelehnt hätte. Ich setze dies trotzdem manchmal ein, aber zumeist in Abwandlung (z.B. keine völlige Wegtransparenz); aber am besten ist, die Schüler sind durch den Vorunterricht und das geweckte Interesse so gut, dass sie selbst den nächsten Schritt machen und ohne die hergestellte Transparenz das Ziel tatsächlich selbst erreichen. Dies passiert nicht oft, aber ich konnte es mehrfach erleben und kann dann wirklich der Lerngruppe sagen, dass dies eine hervorragende Leistung war.
Für manipulative Lehrverfahren⛓️ bin ich zu ehrlich – und ohne Ehrlichkeit lässt sich keine wirkliche und im Sinne einer guten Erziehung wirksame Lehrer-Schüler-Beziehung aufbauen. Vetrauen sollte nicht geschenkt werden und wächst nicht auf Bäumen!
Ein Hoffnungsschimmer: selbst im gymnasialen Seminar wird klar betont, dass je offener der Unterricht ist, desto ineffektiver und seichter wird er (auch das Learning‑by‑Doing wird als nachhaltiges, aber sehr ineffektives Lernverfahren erkannt; entsprechend ist Laissez‑faire keine effektive Erziehungsmethode).
Der Schüler und dessen Lernfortschritt müssen im Mittelpunkt des Unterrichtsinteresses stehen, es kann aber bei angestrebt hohem Niveau nur ab und an komplett vom Schüler ausgehen.
Als drittes Lehrverfahren (oder besser Lehrverfahrengruppe) kommt das aufgebend‑erarbeitende Lehrverfahren zum Einsatz. Hier gibt es die Linie: Lehrer – Schüler – Inhalt.
Im Prinzip geht der politische Wunsch Hand‑in‑Hand mit dem vorigen Punkt. Frontalunterricht – wer will das schon? Alle Erwachsenen, die ich kennengelernt habe, wäre mal die erste Antwort. Alle Schüler, die wirklich etwas können wollen, meine zweite. Kann man es sich so leicht machen?
Hierzu möchte ich als 🎓ehemaliger Grundlagenforscher ein persönliches Statement im Vergleich mit der Erwachsenenbildung an Universitäten machen:
Die besten Frauen und Männer dieser Erde haben schon sehr lange ein Lehrverfahren, das für Nicht-Eingeweihte wie zwei erscheint:  Dozenten-/Lehrerzentrierter Unterricht/Unterweisung, auch expositorisches Lehrverfahren genannt oder als Frontalunterricht verunglimpft (wer die Bücher von Hattie wirklich liest und nicht die Deutung bei deutschen Fortbildungen unbesehen Glauben schenkt, wird dieses Lehrverfahren auch heute noch auf dem ersten Platz finden; vgl. Literatur weiter unten). Es basiert darauf, dass ein Experte das Wissen besser weitergeben kann als jemand mit Halbwissen.
 Diskussion / Frage- und Antwortspiel: Hier werden Fehlvorstellungen bereinigt, die Fakten herausgeschält und die Wahrheit bleibt nach hitziger/leidenschaftlicher aber sachgemäßer Debatte übrig. Personen mit Fehlvorstellungen sind erleichtert, nun klarer zu sehen – jeder ist ab und an in dieser Rolle, nichts muss daran peinlich sein. Ich selbst möchte interaktiv mit einem anderen oder mehreren Menschen nicht anders lernen als auf diese Weise – ich persönlich sehe alles andere als Zeitverschwendung an.
Schule muss ein Ort sein, in dem Fehler gemacht werden können, man daraus aber immer lernt.
Jeder muss dazu lernen und niemand sollte eigene Fehler verstecken.
Dies geht auch heute – und altersgemäß heruntergebrochen funktioniert das Lehrverfahren (❶+❷) der Grundlagenforscher auch in einer 6. Klasse (ein Gruß an meine ehemalige 6F2/7F2 von 2013, die die Essenz der Physik erfassen und auf dieser Basis hochwertig diskutieren konnte – auf lebendige und stets interessierte Weise).

)  Ein Kollege prägte in einer Runde aller Referendare den Satz:
Heute geht es nur noch um Schüleraktivität, selbst wenn diese im Kopfschütteln der Schüler über den schlechten Unterricht besteht.
Neben Gelächter stellte sich auch ein allgemeines Nicken ein.

⛓️)  Manipulative Lehrverfahren, eingeführt im Sinne des Lernens als dauerhafte Verhaltensänderung (wozu ebenso [Wikipedia-de-Icon]Konditionierung zählt), sind nicht als Aneignung vernetzten, belastbaren Wissens und somit ebenso nicht zu höherer Verwendung wie zum Transfer oder gar der Ausbildung eines eigenen Charakters geeignet. Hier im Kontext Manipulation Heranwachsender durch Erwachsene analog zum [Wikipedia-de-Icon]Club der toten Dichter gebraucht: O Captain! Mein Captain!; im folgenden Song bezieht sich dies auf Drogenkonsum und dessen Folgen, der so wahrheitsgetreu im Original Video dargestellt ist, dass der Zugang einer Altersbeschränkung unterliegt, obwohl es eher im lehrreichen Sinne abschreckend wirkt. Im Song und Video geht es um Kokain und natürlich um Alkohol – heute würde auch 💔das Smartphone nicht fehlen dürfen, aber dies ist ja erst ab den späten 1990-ern in Gebrauch (und wird durch den 2. Song aufgegriffen):
[YouTube-Icon]Master of Puppets, Metallica, Original Video 1986   [[YouTube-Icon]Music & Lyrics  & [YouTube-Icon]Live in Manchester, England, with rain, 18.06.2019  & [YouTube-Icon]Master of Puppets, Metallica, Live with San Francisco Symphony conducted by Michael Kamen {Album: S&M, 11/1999}]
[YouTube-Icon]iDisco, Farin Urlaub Racing Team, Original Video 2014   [[YouTube-Icon]Gitarrenschule von Farin Urlaub]
Das Gemeinsame ist die Fremdbestimmung wie durch die Seile an [Wikipedia-de-Icon]einer Marionette – für Diktaturen sehr willkommen (der Puppenspieler), für Demokratien wie auch für Gesellschaften, in denen Kreativität, Phantasie und Individualismus nötig sind, aber fatal. Aus der Sicht der Opfer, d.h. der Heranwachsenden, ein sinnloses Leben ohne höhere Ziele oder auch nur den Hauch eines Antriebs.
Dies passt auch erschreckend gut zu den prognostizierten Burnout-Steigerungsraten, da 🔥Burnout etwas vereinfacht ausgedrückt durch 💔wahrgenommenen Verlustvon Kontrolle ausgelöst wird.

Schulformen im Zerrspiegel

Es gibt Schulformen, die ja keiner mehr will: die Hauptschule. Gewalt, ggf. höherer Drogenkonsum, Runterziehen der anderen Schüler, das alles führte dazu, dass kaum Eltern ihr Kind dieser Schulform und auch nicht diesem Schulzweig bei kollaborativen Gesamtschulen anvertrauen wollten.
Die Probleme sind nun wirklich nicht aus der Welt, aber die iGS oder in der Sparfassung als Oberschule bezeichnet sind heute die favorisierten Schulen. Extremes Einsparpotential – und dank einem schicken neuen Namen auch ein besserer Ruf – noch.
Diese Schulformen sind nach meiner Erfahrung noch viel gruseliger als die Hauptschulen je waren, so dass ich eher an einer Hauptschule als an einer iGS unterrichten würde. Der bekannte Film, dessen Titel in einer zukünftigen Deutschen Rechtschreibung abgefasst wurde und den Namen einer durchaus passenden adeligen Person des 18./19. Jahrhunderts enthält (Teil 3 kam am 26.10.2017 in die Kinos), bringt viele zum Lachen – wenn das Publikum ahnte, dass an deutschen Schulen Schülern das Betrachten des Films ein ist ja wie bei uns entlockt und unsere Zustände an den Gesamtschulen durchaus schlimmer sind als dort gezeigt ... es ist leider kein Humor und nicht einmal Realsatire.
Neben diesen modernen Gesamtschulen werden lediglich in RLP die Form [Wikipedia-de-Icon]Realschule+ noch gefördert. Beide dienen rein der Ersparnis und werden, wenn möglich, im Ganztag betrieben. Kolleginnen einer Oberschule bezeichneten diese Schulen und die Art ihrer Bewirtschaftung treffend als Lernvollzugsanstalten.
Ich sehe keine Alternative zu einem echten dreigliedrigen Schulsystem (vgl. Binnendifferenzierung). Eine kollaborative Gesamtschule mag hier eine Brücke schlagen, aber die wenigen gut funktionierenden – vielfach mussten sie nach wenigen Jahren umgewandelt werden: zu wenig Geld, keine qualifizierten Sonderpädagogen und Sozialarbeiter involviert – wurden schnell gewaltsam auf iGS/Oberschule umgestellt (vgl. folgender Punkt zum negativen Einfluss der Politik).
Das Gymnasium mag (zumindest im direkten Vergleich) noch gut dastehen, ist aber nur ein Schatten von dem Niveau,  das das Abitur in der 1. Hälfte der 1980‑er Jahre noch erreichte. Zudem wird auch hier extrem gespart:  20% Personalausfall müssen selbst ausgeglichen werden.
Vom doppelten Einsatz des notwendigen Personals bei wesentlichen und unternehmenskritischen IT‑Bereichen gar nicht zu sprechen, wie es bei der höchsten Schulform und geltender Schulpflicht eigentlich selbstverständlich sein sollte. Und dann kommen die Erkrankungen noch dazu – und von Lehrplänen, die man realistisch nur als wishful thinking bezeichnen kann und zudem den heutigen Anforderungen an Abstraktion und Niveau entsprechend dem Anfang eines Studienganges  nicht gerecht werden, gar nicht zu reden.

)  Ein Kollege erlebte bei einer Vorstellung bei einem bayrischen Schulbuchverlag, dass ihm gesagt wurde, die ehemalige gymnasiale Reihe werde aufgegeben – damit könne heute niemand mehr etwas anfangen, die Realschul‑Reihe wird graphisch aufbereitet zur neuen gymnasialen Reihe, die Hauptschul‑Reihe würde, lebensnah ergänzt, zur neuen Reihe für Gesamtschulen.

)  Gut, es gibt Ausnahmen – weil ausgewählte Gymnasien deutlich mehr Zuwendungen bekommen, weil deren Eltern Politiker oder Akademiker sind und man so eine starke Lobby hat, so dass übliche Probleme an diesen staatlichen Schulen nicht auftreten ... und man sich lediglich Angriffen wegen besonderer monetärer Förderung ausgesetzt sieht (interessant, wenn das eine Gymnasium wie eine Strafvollzugsanstalt aussieht: hohe Mauern, kein direktes Licht im Pausenhof, das auserwählte aber einem Park gleicht: lichtdurchflutet, mit bester Ausstattung und ohne den sonst üblichen Stundenausfall). Aber nein, bei uns gibt es keine Bestechung  🤑  ... und auch keine Elitegymnasien für spezielle Bevölkerungsgruppen. Natürlich auch keine [Wikipedia-de-Icon]Potemkinschen (Gesmamt-) Schulen. Alles Verschwörungstheorien –  🤐  – oder doch normale Realität in diesem unserem Lande. Und wenn vor dem Besuch einer Bildungssenatorin eine Oberschule plötzlich instand gesetzt wird – reiner Zufall. Und wenn bei einer Filmvorführung die gesamte Technik von außen herangeschafft wird, in der Zeitung aber im Voraus stand, dass die Schule so toll ausgestattet sei, dass diese sich für die Vorführung eines Films vor Würdenträgern in Gegenwart der Senatorin geradezu anbot ... ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Eine weitere Erläuterung dieser Problematik sei dem nächsten Problempunkt überlassen.

)  Stattdessen gerne Ablenkung mit neuen Medien [unterstes Niveau: Windows mit Word, Excel und Powerpoint; als SekretärIn praktisch, für eine gerechte Bildung wie für ein technisches bzw. mathematisch‑naturwissenschaftliches Studium aber nicht zu gebrauchen; vgl. Seiten zu 📙Forschung: professioneller Software‑Einsatz, 🐧GNU/Linux und 📜TEX/LATEX] oder Polemik, man müsse seine Steuererklärung machen und Verträge abschließen können;
dies sind alles keine Aufgaben eines Gymnasiums und machen auch an einer höheren Schule keinen Sinn; die freiwilligen Bildungseinrichtungen (wie z.B. die VHSen) möchten auch leben und ich möchte sie auch gerade für solche Dinge empfehlen
.

Kompletter Einfluss der Politik ohne Standards

Die hier zu behandelnden Probleme werden mehr als offenkundig, wenn man auf drei Aspekte und den vermeintlich dabei verfolgten Zielen der Schulpolitik die Aufmerksamkeit richtet:  Schulformen (vgl. voriger Abschnitt), Abschaffen der Qualitätskontrolle sowie  schlechte Lehrpläne. 
Schon in den 1980‑er Jahren sank das Niveau, so dass die [Wikipedia-de-Icon]komplexen Zahlen  aus dem Lehrplan gestrichen wurden und dafür die Stochastik  den Einzug nahm.
Beim G8 wurde nur komprimiert, so gut wie nichts inhaltlich gestrichen (sehr wohl viele Unterrichtsstunden: mehr 🎒Stress für Schüler und mehr arbeitslose Lehrer) und dann kam man auf glorreiche Ideen, wie den Logarithmus fallen zu lassen, den man aber z.B. in Chemie für den pH‑Wert unbedingt benötigt. Vorrangig die Oberstufe wurde geschwächt.
Bei der Einführung von G9 in Niedersachsen durften die Schüler (nach deren Aussage) ein Jahr Däumchen drehen – in NRW werden die zusammengestrichenen G8‑Stunden nun auf G9 verteilt, anstatt zum vorigen G9 zurückzukehren, so dass wieder keine Qualität in die Oberstufe kommen kann.
Im Referendariat gab es Aufgaben einer Universität, die man den Schülern geben sollte. Ich empfand sie als einfach (gemessen an meiner Schulzeit), die erfahrenen Lehrer waren sich aber einig, dass diese Aufgaben ein so großes Maß an Einführung benötigt, dass dies schlicht nicht möglich sei. Nachweislich werden die Schüler also nicht mehr auf ein beliebiges Studium mit dem Abitur vorbereitet. 
Ein Abitur in Mathematik bzw. Physik kann man mit den low-hanging fruits schaffen: Ableiten, rref (Lösen eines linearen Gleichungssystems mit grafikfähigem Taschenrechner [GTR]), binomcdf (Ermittlung von Wahrscheinlichkeiten bei binomialen Verteilungen) bzw. linreg (lineare Regression mit GTR), ein paar grundlegende Dinge, schon ist dies geschafft – und Dank des GTR-Einsatzes.  ohne geistige Anstrengung.
Ich beginne immer damit, bei Schülern Verständnis für Sachzusammenhänge zu generieren, zum Schluss bringe ich natürlich den Schülern auch die Tricks bei, mit denen man recht mühelos ein gutes Abitur heutigen Standards erlangen kann.
Aber durch das Zentralabitur können auch hervorragende Schüler schlecht abschneiden, wenn ein im Schulbuch mit zwei Zeilen erwähnter Versuch plötzlich die gesamte Arbeit durchzieht. Wobei die viel gepriesene Vergleichbarkeit vollkommen auf der Strecke bleibt, weil selbst im freien Teil, der auch als Bundesabitur bezeichnet wird, jedes Bundesland selbst aus dem gemeinsamen Pool auswählt. Solche Trickbetrügereien gehören heute wie selbstverständlich zur Bildungspolitik.
Der Heise Artikel Ausgerechnet Mathe... – Brandbriefe rund ums Abiturienten-Niveau (April 2017) gibt die von mir schon seit vielen Jahren bemängelte Situation treffend wieder. Auf der einen Seite kompetente Personen, die geschockt über das heutige schon untergründige Niveau sind (was nichts mit der Fähigkeit unserer Heranwachsenden zu tun hat), auf der anderen Seite Politiker und Pädagogen, die sich fachlich  komplett disqualifizieren. Es ist peinlich, wenn die früher einmal selbstverständlichen Dinge, die in den ersten Wochen eines Mathematik-, Physik- oder ingenieurwissenschaftlichen Studiums benötigt werden, einfach aus allen Lehrplänen der Länder gestrichen werden. Und Politiker dann so ignorant oder unverschämt sind, dies als Niveau zum Ende eines Mathe-Studiums zu bezeichnen. Solche Politiker kann weder Land noch Bund gebrauchen.
Und bei solch katastrophalem Output des IQB von Mathematik-Experten zu sprechen ... mit denen würde ich gerne einmal sprechen. Zumal ich keinen Naturwissenschaftler oder Mathematiker kenne (mit vollem Studium inkl. wissenschaftlicher Arbeit), der die migrationsfeindlichen Abituraufgaben, die einer Textwüste gleichen, auch nur das Geringste abgewinnen könnte. Kann diese Pädagogik nicht endlich als historischer Fehlschlag zu den Akten gelegt werden (wie zuvor die Mengenlehre in der Grundschule, das Erlernen der ersten Fremdsprache ohne Verwendung der Muttersprache, ...)?
Oder anders gefragt:
Wie lange soll es noch dauern, bis statt erfahrenen Didaktikern, in die Politiker ihr Vertrauen setzen, da diese ihre Sparpläne und unhaltbaren Bilder einer schönen neuen Welt in buntesten Farben ausmalen, wieder Personen mit Kopf, Herz und Hand (Pädagogik von [Wikipedia-de-Icon]Johann Heinrich Pestalozzi) gestalten können, die wirklich die Grundlagenforschung voran bringen und nicht nur bei Fachunkundigen den Anschein erwecken, sie würden etwas leisten.
Wie hoch müssen die Abbrecherquoten von Studiengängen werden, wie laut müssen Industrie und Handwerk noch rufen, dass man heute Abiturienten wegen mangelnder Mathematik-Kenntnissen nicht mehr einstellen kann, bis ein wenig Vernunft einkehrt und man langsam zum Niveau der 80‑er Jahre zurückkehrt?
Unter dem Strich wäre dies etwas, von dem alle Schüler und tatsächlichen Lehrer nur profitieren könnten. Denn nur dann ist die Ausbildung, die man möglichst vielen wünscht, auch wirklich national wie international etwas wert.
Aber es endet nicht mit den Schulen:
Umbau der Universitäten 🎓im Zuge des Bologna‑Prozesses (1999 von 29 europäischen Bildungsministern unterschieben) zu Orten der Billigforschung für die Industrie (zu meiner Zeit war dies über die angewandte Physik im Kommen und auch der Druck, das Professoren Patente anmelden sollen, die dem freien Forschungsgedanken zuwider laufen, wurde damals schon sichtbar) und Abbau der Grundlagenforschung, minderwertige Abschlüsse durch viele schriftliche Tests ohne Vertiefung, Personen mit Bacchelor/Master Abschluss wurden nicht genommen, so lange es Personen mit Diplom gab – daher durfte es diesen Abschluss nicht mehr geben und die Klagen ganzer Universitäten zur Abwendung dieses Unfugs brachten keinen Erfolg.
Offenbar gilt die in unserem Grundgesetz verankerte [Wikipedia-de-Icon]Freiheit von Forschung und Lehre nicht einmal mehr für Forschungsinstitute und Universitäten.
Als ich in einer Runde von Lehrern meinte, die Universitätsprofessoren sollten festlegen, mit welchen Voraussetzungen die Schüler ihr Studium aufnehmen sollten, wurde sofort entgegengehalten, dies sei ja nicht politisch legitimiert.
Nach meinem Verständnis sollten wir aus dem Nationalsozialismus etwas anderes gelernt haben, als dass Politiker über Lehr- und Forschungsinhalte bestimmen können sollten – aber vielleicht fehlt mir als Physiker hier das Gespür (oder auch  😘 € ). Logisch ist die Situation heute nicht und bei den jetzigen Mängeln sollte man den Kurs ändern, anstatt die Geschwindigkeit beizubehalten oder gar zu vergrößern – bei der Titanik war dies auch kein guter Gedanke.

)  Statt Qualitätsmanagement (QA) muss man eher von der kompletten Abwesenheit von QA im Schuldienst sprechen:
  1. Schulnoten sollen immer weiter eingeschränkt werden. An Grundschulen ist die 3 die neue 5, und an Gesamtschulen benutzt man lieber Zeichen. Dabei ist klares Feedback essentiell.
  2. Sitzenbleiben soll nicht mehr erfolgen – aber niemand sorgt für die dann benötigte Unterstützung, so dass abgehängte und schlicht frustrierte Schüler zwangsweise zurückbleiben müssen – ggf. ohne Chance auf einen Abschluss. [In Bremen erfolgt Sitzenbleiben nur noch zwischen EF und Q1, d.h. G8-Klassenstufen 10 und 11.]
  3. Abschlüsse sollen auf Politikerwunsch von fast allen geschafft werden: unter weiterem Absenken des Niveaus und damit einhergehender Entwertung der deutschen Schulabschlüsse.
  4. Lehrpläne werden nicht erprobt, sondern mit heißer Nadel gestrickt, Universitäten sind offenkundig nicht involviert (siehe nächste Fußnote).
  5. Schulevaluierung bescheinigt vielfach nur, dass man auf dem Weg sei – Ankommen ist gar kein Ziel – es geht um Änderungen der Veränderung wegen (hierzu kann man auch Nebelkerzen sagen).
)  Lehrpläne werden schon im Referendariat nicht diskutiert – schließlich hat man diese einfach umzusetzen (beamtengemäß:  ohne Nachdenken).
Wobei der Grund für Lehrpläne doch allen einleuchten sollte und auch Diskussionen standhalten müsste:
  1. Beim Schulwechsel sollten Schüler es durch Lehrpläne einfacher haben, sich einzugliedern.
  2. Die Pläne sollten eine stimmige Reihenfolge der Themen auch zwischen den Disziplinen ermöglichen.
  3. Es sollte ein Mindestumfang vorgeschrieben sein, so dass man auch sinnvoll auf den jeweiligen Abschluss, z.B. an Gymnasien auf das Abitur, zusteuern kann und man am Arbeitsmarkt bzw. dem anschließenden Studium klar weiß, was man sucht.
  4. Und schließlich suggeriert es eine vorgegebene Qualität bzw. eine Überprüfbarkeit (seitens Lehrern, Eltern, Journalisten, Bildungsforschern etc.).
Leider sieht die Realität anders aus:
  1. Ein Schulwechsel ist schon innerhalb eines Bundeslandes schwierig, zwischen Bundesländern ist die Neuorientierung ähnlich zu sehen wie bei einem Sitzenbleiben oder Überspringen einer Klasse. Und vom Wechsel von einer Walldorf/Steiner/Montessori-Schule mal ganz zu schweigen.
    Die Offenheit des Kanons, das Fehlen von aus der Hirnforschung erprobter Standardverfahren, lassen die Lehrpläne für Unbeteiligte zu einem Witz werden, die Suppe müssen die Beteiligten auslöffeln.
    Wer jetzt an höhere Schulformen denkt hat die Tragweite der unsinnigen Bildungspolitik noch nicht erkannt:
    An Grundschulen in Bremen (bei einem so winzigen Bundesland mag man annehmen, es gibt wenig Unterschiede) wurden im Einflussbereich einer höheren Schule drei komplett unterschiedliche Schriften gelehrt – eine war sogar [Wikipedia-de-Icon]Sütterlinschrift des deutschen Alphabets (Erfahrung des Autors 2014‑2016).
    Zudem sei ein bekannter und anerkannter Hirnforscher, Prof. Spitzer, zu eben dieser Beobachtung zitiert: Das pädagogische Chaos in Deutschland, das sich unter anderem in der völligen Beliebigkeit der Schulausgangsschrift äußert, führt mitunter dazu, dass ein Schüler die erste Klasse wiederholen muss, wenn seine Eltern 2 km von Berlin nach Brandenburg umziehen. Es wird also Zeit, dass wir mit dem föderalen Rumstümpern aufhören und wirkliches Wissen beim Lernen von Lesen und Schreiben zum Einsatz bringen. (Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, 2012, S. 181; vgl. Literaturliste unten)
    Dass bei solchen Missständen nicht Verantwortliche angezeigt und ernste Konsequenzen zu befürchten haben, zumal Erkenntnisse der Hirnforschung hier sehr wohl indizieren, dass man bereits von Körperverletzung sprechen kann, ist insbesondere wegen der Schulpflicht bedenklich.
  2. Leider stimmt nicht einmal die Reihenfolge in Mathematik, geschweige denn die Abstimmung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer untereinander (sinnvoll wäre Satz des Pythagoras vor Wurzeln (d.h. den reellen Zahlen: ℝ), spezifischer Widerstand der Physik nach Kreisfläche in Mathematik, pH‑Wert der Chemie nach Logarithmus der Mathematik, Auge der Biologie nach Linsen der Physik [die Optik wird heute an fast allen Schulen wegen Lehrermangels gestrichen – trotz Vorhandenseins im Lehrplan ...]).
  3. Kein Abgeben mit den Fähigkeiten, die an einer Universität oder in der Industrie bzw. im Handwerk benötigt werden. Probleme sind bekannt, füllen die Zeitungen und Reaktion ... Aussitzen seitens der Politiker, die durch ihre unsinnigen Vorgaben das Problem erzwungen haben und weiterhin erzwingen.
    An Gymnasien müssten die insgesamt notwendig zu bearbeitenden Themen und deren Tiefe zumindest für Leistungskurse vollständig von den Professoren der richtigen Studiengänge vorgegeben werden, wobei danach die Professoren der Pädagogik bei Struktur und Methode unterstützen sollten. Die Politik darf hierbei keinen Einfluss nehmen, wenn man nicht grundlegende Dinge über Bord werfen möchte, die man durch den Nationalsozialismus schmerzlich lernen musste.
  4. Zu vernünftigen Lehrplänen würde eine Mindeststundenzahl im Schuljahr gehören – diese fehlen aus guten Gründen. Lehrer haben kaum Einfluss auf den Unterrichtsinhalt, da auch bei Kerncurricula die gesamte Unterrichtszeit auf diese verwendet werden müssen. Besonders seltsam mutet dreistündiger Mathematikunterricht an: in Niedersachsen in Klassenstufe 10, in Nordrheinwestfalen ab der 9, obwohl in beiden Fällen die Lehrpläne wesentliche Themen vorschreiben, die selbst bei vier Stunden den Schülern bei G8 nicht leicht fallen. Und von krankheitsbedingten Ausfällen (in Mathe kann an öffentlichen Schulen auch einmal über ein halbes Jahr der Mathematikunterricht in der Oberstufe ausfallen, ohne dass es einen interessiert) sei noch gar keine Rede. Alles soll immer schneller gehen – es soll und kann auch zumeist nichts gestrichen werden – das notwendige Motto lautet: Mut zur Lücke. Und die Verwendung der nicht sinnvollen Kompetenzen führt auf Seiten der Eltern zu einer kompletten Intransparenz (entsprechendes bewirken Lernentwicklungsberichte, wie ich selbst vielfach feststellen musste).
)  Die Menge der komplexen Zahlen (ℂ; vgl. [YouTube-Icon] Komplexe Zahlen [Mathe-Song, DorFuchs]) ist eine Erweiterung der Menge der reellen Zahlen (ℝ), die als zweidimensionale reelle Zahl dargestellt werden kann und in der die Wurzel aus -1 quasi existiert und imaginäre Einheit (i) genannt wird (d.h. i2 = -1). Diese komplexen Zahlen sind für Mathematik, Physik und Ingenieurswissenschaften unabdingbar und haben eine größere Gewöhnungshürde als sonst etwas in der Mathematik; bei meinem Studium waren mehrere Professoren aus den Bereichen Mathematik und Physik geschockt, dass niemand zuvor – von Bayern bis Schleswig‑Holstein – die komplexen Zahlen kennengelernt hat – zumal diese in den ersten Wochen des Studiums wie selbstverständlich verwendet werden (müssen).
Zudem wurden in der Physik in der Oberstufe Zeigerdiagramme eingeführt – nichts anderes als komplexe Zahlen (Stichwort: z = ei⋅φ = (Re(z)|Im(z)) in ℝ2). Nur dass diese Diagramme, die Pädagogen einführten, für Schüler unverständlich sind. Aber zum Glück gibt es nachvollziehbarere Erklärungen; und den Begabten kann man kurz erklären, dass es sich um Darstellungen komplexer Zahlen in der Ebene ℝ2 (Realteil auf der x-, Imaginärteil auf der y-Achse) handele – was deutlich besser verstanden werden kann (da braucht es von mir gar keine zusätzliche Ironie).
Dabei sind bei Sportlehrern mittlerweile Stützräder verpönt, also Hilfsmittel, die einen schnellen Einstieg ermöglichen, einem späteren Fortschritt oder Verstehen aber deutliche Hindernisse in den Weg legen.
Aber wie gesagt: es geht heute leider nicht mehr um Verständnis.

)  Ein Mathematik‑Fachleiter im Referendariat meinte einmal als Plus dieses Gebietes der 🧮Mathematik, es handele sich um Mathematik ohne Mathematik.
Die Physik ist nicht besser dran, dort muss man mittlerweile auch in der Oberstufe Physik ohne Mathematik machen (Quantenmechanik ist ein häufig vorkommender Bereich im Abitur – zumindest kann der [Wikipedia-de-Icon]Potentialtopf über stehende Wellen erschlossen werden – und eine Annäherung an Verständnis erfolgte früher im Hauptstudium Physik in 4 Semestern, d.h. 5.-8. Semester direkt vor der Diplomarbeit), so dass Verständnis gar nicht interessiert. Dafür didaktische Reduktion (das kann kurz vor dem Abitur nur ein guter Fachleiter anpreisen) und phänomenologischer Unterricht (d.h. nicht messend und mit Formeln, sondern beobachtend mit Beschreibungen), entsprechend des Unterrichts in der Orientierungsstufe (d.h. Klassen 5 und 6), in der die benötigte Mathematik ebenso nicht vorhanden ist aber zumindest ein stimmungsvoller, interessanter und wahrhaft begreifbarer Unterricht möglich ist.

)  Die Diskrepanz zwischen Erwartung an die allgemeine Hochschulreife und die Start-Anforderungen der Hochschulen spreche ich deutlich bei meinen Schülern an, versuche, das Niveau anzuheben und gebe Tipps, was ggf. zum Einstieg einmal näher angeschaut werden sollte. Einem Physik‑Belegkurs (manche sagen auch Abdeckerkurs, wenn man es nehmen muss, aber sich keiner Abitur-Prüfung unterzieht) habe ich auch einmal eine grobe Einführung in die komplexen Zahlen gehalten, wobei der Kurs sich aus zwei Mathematik-Leistungskursen rekrutierte ... ansonsten ist dies im Schulalltag tatsächlich nicht mehr zu leisten. Zumal in der Oberstufe auch keiner mehr Zeit für eine Mathe‑AG aufbringt, die solche Themen ggf. aufgreifen könnte und auch zur Mathematik‑Olympiade befähigen würde, die nach unserem Lehrplan ohne Spezialunterricht und Training‑To‑The‑Test schon außer Reichweite ist (bei internationalen Internaten ist sichtbar, dass hier fast nur Personen aus China und Russland gute Ergebnisse bringen ... das sollte zu Denken geben).
Wie unseriös unser Bildungssystem geworden ist, sieht man auch daran, dass Politiker Institute wie das IQB (Herausgeber von Vera, worauf gleich ebenso eingegangen wird) fördern, die Beispielaufgaben für Lehrerfortbildungen etc. herausbringen, die fachlich falsch sind. Es gab unter Mathematiklehrern vielfach nur Kopfschütteln. Hier kann man wohl eher von Weitergabe von bzw. Gewöhnung an Inkompetenz sprechen. Alles, was sparen hilft, ist gut.
Eine ähnliche Schieflage gibt es auch im Referendariat: eindeutig sagt man, man müsse es fachlich richtig verstanden haben – erst dann käme die Pädagogik – und dann verteilt man doch Bestnoten nur an die, die sich der neuen politischen Strömung unterwerfen. Gerade in Mathematik – hier gibt es keine Ausreden und Diskussionen über Richtig [] und Falsch [] – ist ein hoher Prozentsatz der ausgebildeten Sek. II‑Lehrer nicht fähig, das bereits abgesenkte Abiturniveau selbst hinzubekommen – die Vorbereitung auf den Studienanfang oder das Berufsleben ...
Training‑To‑The‑Test, so wenig nachhaltig dies auch immer ist, ist heute in Deutschland zum Schummeln bei fragwürdigen Vergleichstests leider üblich geworden: [Wikipedia-de-Icon]PISA, [Wikipedia-de-Icon]Vera (IQB-Info), [Wikipedia-de-Icon]IGLU/PIRLS, [Wikipedia-de-Icon]TIMSS, ... lassen grüßen. Ich habe meine Meinung, aber ich möchte nicht einfach einen weiteren Zerrspiegel errichten und bitte einmal, die Meinung der Lehrergewerkschaften: Testeritis und die der Politik: [PDF-Icon] PISA & Co. zu diesem Thema zu vergleichen (und als Lehrer noch der Arbeitsauftrag beim Quellenstudium: welche wirkt seriös – welche ist schöne heile Welt im Sinne der Manipulation? ;-).
Und trotz extrem hochgefahrenem Training‑To‑The‑Test (daher kommt der vielfach beschriebene Schülerdruck; vgl. auch 🎒Schüler-Stress) prahlt man dann mit deutlichen Verbesserungen – wenn dies nicht geschmacklos ist.

)  Meine qualifizierte Kritik zum Taschenrechner-Einsatz:
Siehe Zusammenfassungen:  [📋PDF‑Downloads] (GTR TI‑83/84 Plus), [📋PDF‑Downloads] (GTR Casio FX‑CG50 | 20).

)  Nach Hattie liegt die Effektstärke der Fachkompetenz bei:  d = 0,09 (d.h. kaum wirksam, da erst ab 0,4 eine gute Wirkung attestiert werden kann, unter 0 würde ein Faktor sogar dem Lernprozess abträglich sein). Dies ist aber darauf zurückzuführen, dass Fachwissen alleine nichts bewirkt – wie in Hattie für gestresste Lehrer auf S. 74f erläutert, sind bei der Lehrerpersönlichkeit drei Kompetenzen wichtig:
1) Fachkompetenz:  fachliches Wissen und Fähigkeit im Umgang mit dem Inhalt;
2) Pädagogische Kompetenz:  in erster Linie die Fähigkeit, einen Kontakt zu den Lernenden aufzubauen [die Lehrer-Schüler-Beziehung hat eine Effektstärke von:  d = 0,72, vgl. S. 77f], eine 🎈Atmosphäre der Geborgenheit und des Vertrauens zu schaffen;
3) Didaktische Kompetenz:  hier ist vor allem die Fähigkeit der Lehrperson gemeint, Inhalte anschaulich aufbereiten zu können und Struktur (Tafelbild, 📋Überblick/Zusammenfassung sowie Verknüpfungen zu anderen Teilbereichen) vermitteln zu können.
Erst der Dreiklang dieser Fähigkeiten sorgt für eine wirksame Lehrerpersönlichkeit, nicht ein Faktor alleine. Fehlt somit die Fachkompetenz, kann der Lehrer nicht zum Lernfortschritt beitragen, bzw. wie im angegebenen Buch ausgesagt:
... Und in diesem Dreiklang nimmt Fachkompetenz sicherlich eine herausragende Stellung ein – aber nur in diesem Dreiklang!
Heutzutage eine fast revolutionäre These, wo das heutige Credo lautet: Man muss nichts wissen, man muss nur wissen, wo es steht.
Wir leben in wirren Zeiten!


Weiterführende Literatur


Diese Seite enthält neben Fakten auch Deutungen und Meinungen – wenn diese deutlich von eigenen Erfahrungen abweichen, bitte ich um eine E‑Mail. Schließlich sollte man erst Recht auf einer Seite zur Lehre auch gegenseitig lernen – und ich werde diese Seite entsprechend weiter anreichern, ebenso durch die interessanten Erfahrungen, die andere machen konnten, durften bzw. mussten.

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Erste Fassung:22. Oktober 2017
Letzte Änderung: 17. September 2024